Willkommen im Land Ile-Rien!
In der Regel schreibe ich keine überschwänglichen Kritiken, das bedeutet aber
nicht einmal eine Ausnahme zu machen. Von dem neuen Buch, welches im Wilhelm
Heyne Verlag erschien bin ich ähnlich erfreut wie über Tristopolis von John
Meaney aus dem gleichen Verlag. Die amerikanische Autorin, geboren im
texanischen Forth Worth, verlässt die ausgetretenen Pfade der Phantastik um
einen eigenen Weg zu gehen. Und es ist mir ein Bedürfnis mit dieser
Buchbesprechung nicht nur Martha Wells zu begleiten, sondern weitere Leser durch
das unüberschaubare Dickicht wuchernder Phantastik zu locken. Geschickt verwebt
die Autorin die Welt des neunzehnten Jahrhunderts unserer Welt mit Magie,
Geistern und ähnlichem. Es ist ja nicht so, dass Edgar Allan Poe und Howard
Philip Lovecraft nicht bereits darüber schrieben, über die dunkle Seite der
Welt. Oder Arthur Conan Doyle seinen Sherlock Holmes undurchsichtige Fälle
aufklärte, Gentelman-Diebe sich durch düstere nächtliche Strassen
schleichen... Das alles ist nicht neu. Auch nicht, dass in der viktorianischen
Welt plötzlich die Magie wieder funktioniert. Doch geht Martha Wells an das
Thema anders heran, als etwa Naomi Novik mit ihren Feuerreitern. Begleitet mich
also jetzt in eine Welt voller Magie, die uns bekannt vorkommt, aber nicht
unsere Welt ist.
Begleitet mich, oder besser Nicholas Valiarde, einen gutaussehenden
Gentleman-Dieb. Er ist der erfolgreichste Dieb in Ile-Rien. Hier gibt es jede
Menge Strassennamen, Namen von Bezirken und ähnliches mehr. Wir lernen eine
Stadt kennen, quasi als unsichtbarer Begleiter von Nicholas, seiner Geliebten
Madeline und einigen Freunden und Diener. Die Gruppe will einen Rachefeldzug
starten, da Nicholas Adoptiv-Vater vor gut zehn Jahren durch die üblen
Ränkespiele des Count Montesq unschuldig am Galgen zu Tode kam. Königliche
Henker kennen sich da aus und hängen die Ihnen anvertrauten Delinquenten
erfolgreich. Sie sind besonders gründlich, wenn es darum geht, das Urteil an
einem Verbrecher zu vollstrecken, der der Nekromantie zugeneigt war. Dabei war
er lediglich Forscher und niemand, der die dunkle Wissenschaft anwandte.
Natürlich kann das Nicholas Valiarde nicht hinnehmen und sinnt auf Rache. Er
will den Denunzianten zur Strecke bringen und so Gerechtigkeit erlangen.
Valiarde, einer der angesehensten Bürger der Stadt kann natürlich nicht offen
gegen den Count vorgehen. So überlegten sie sich einen raffinierten Plan, deren
geniale Umsetzung leider am Quälgeist Zufall scheitert. Es gelingt ihnen nicht,
Count Montesq zu korrumpieren. Der Plan, gestohlenes Gold vom Feind dem Count
Montesq unterzuschieben und des Verrates zu bezichtigen, geht schief. Die kleine
Gruppe um Nicholas trifft auf nekromantische Machenschaften. Ein mächtiger
Nekromant, der nichts anderes will als die Herrschaft an sich zu reissen und die
Königin zu entmachten. Während Nicholas auf der Suche nach dem Verbrecher ist,
lernt der Leser eine Art viktorianisches London kennen. Die phantastischen
Zugaben sind Zauberer und eine entsprechende Akademie, sowie einiges an
unheimlichen Wesen wie Fay-Geister, Ghoule und andere.
Fazit
Martha Wells beginnt damit, uns gleich mitten ins Geschehen dieses
Fantasy-Krimis zu werfen. Madeleine steht mit einem Begleiter vor einem
Herrschaftlichen Haus, weil sie eine Einladung dafür bekamen. So ganz nebenbei
erzählt sie, dass das Haus von einem dienstbar gemachten Geist bewacht wird.
Gleichzeitig beginnt sie mit einer Vielzahl von Personen, so dass man als Leser
leicht den Überblick verlieren kann. Belohnt wird man dann mit
Streitgesprächen, wo ein Leutnant gerade mal, wie im vorbei gehen gefragt wird,
ob er mal wieder vor einer Schlacht davon gelaufen ist und ähnlichem mehr. Die
Geschichte hat schnell Tempo. Wie nebenbei bemerkt lüftet die Autorin
Geheimnisse, offenbart uns Besonderheiten ihrer Welt und nimmt uns quasi an die
Hand, wenn es darum geht, mehr über ihre Welt zu erfahren.
Das Buch, von dem ich weitere Fortsetzungen erwarte, brilliert mit
vielschichtigen Handlungsträgern, spannender Kriminalhandlung, phantastischen
Figuren und Begebenheiten.
Vorgeschlagen von erik schreiber
[Profil]
veröffentlicht am 05. Juni 2008 2008-06-05 10:44:01