Seit Jahrhunderten breitet sich die Menschheit über die Galaxis aus, wie ein
bösartiger Virus. Da sie aber nicht die Lichtgeschwindigkeit beherrschen, sind
ihre Fortbewegungsmittel gigantische Raumschiffe, in denen die Astronauten quasi
auf Eis liegen. Reisen mit den Raumschiffen dauern durchaus Jahrzehnte.
Gleichzeitig sind die interstellaren Händler mit Namen Dschöng-Ho unterwegs.
Eine der Händlerflotten ist unterwegs zu einem ganz besonderen Zielstern.
Scheinbar verlöscht dieser Stern alle paar Jahrhunderte und wird daher als
AnAus-Stern bezeichnet. Dieses seltsame physikalische Phänomen lockt die
Dchöng-Ho an. Allein die theoretische Möglichkeit, dort eine unbekannte Rasse
zu entdecken, ist ein Grund, diese Reise anzutreten. Sie sind jedoch nicht die
einzigen, die sich auf den weiten Weg gemacht haben. Die Aufsteiger, die anderen
Konkurrenten verfügen über eine fast ebenbürtige Technik aber eine
unausgereifte Moral. Beide Rassen treffen im Zielsystem aufeinander. Eine
kriegerische Auseinandersetzung folgt, bei denen die Dchöng-Ho verlieren. Doch
sie müssen erkennen, dass beide Parteien fernab der menschlichen
Besiedelungsräume, gestrandet sind. Jetzt benötigen sie die Hilfe der
einheimischen Spinnenrasse. Aber die sind in ihrer Entwicklung noch nicht so
weit. Dabei nutzen die Aufsteiger die Zeit und plündern die Bibliothek der
Gegner um sich deren Wissen anzueignen. Die Spinnenwesen unterscheiden sich
jedoch erheblich von den Menschen, was eine Unterhaltung schwierig gestaltet.
Fazit
Vernor Vinge erzählt in seinem Roman eigentlich zwei Geschichten. Eine
Geschichte erzählt die Handlung der menschlichen Rasse die andere Geschichte
widmet sich den Spinnenwesen. Lange Zeit laufen beide Geschichten nebeneinander
her, bis sie gegen Ende des Romans zusammengeführt werden. Die beiden Rassen
sind darauf angewiesen, miteinander auszukommen. Unterschwellig geht die
Auseinandersetzung weiter. Ein gefährliches Ränkespiel beginnt. Der
amerikanische Autor versteht es spannende Handlung mit gut beschriebenen
Handlungsträgern in innige Verbindung zu bringen.
Allerdings nur zu Beginn und am Ende des Buches. Nach dem schnellen und
fesselnden Anfang geschieht in der Mitte nicht sehr viel. Vernor Vinge benötigt
den Platz zum Schreiben und beschreiben, was sich allerdings auf den
Erzählfluss hemmend auswirkt. Erst als es um den Hintergrund von Pham Nuwen
geht, gewinnt die Handlung an Schwung. Der Handlungsstrang um die Spinnen und
ihren Sherkaner Underhill (Einstein?), das Universalgenie, ist in allem den
Menschen viel ähnlicher, als ich es mir gewünscht hätte. Zudem ist die
schnelle Entwicklung mit dem Einstieg ins Atomzeitalter eine Entwicklung, die
meiner Ansicht nach zu schnell von statten geht.
Ein weiterer Punkt der mir nicht sehr gefällt ist die Übersetzung an sich.
Zuerst einmal schreibt man den Namen des Übersetzers Erik Simon als Erik Simon.
Zum anderen ist er nicht beharrlich genug. Da werden die Qeng-Ho zu Dchöng-Ho,
die Emerest zu Aufsteigern. Aber beim Namen Pham Nuwen bleibt er wieder beim
Original. Mir wäre es lieber gewesen, wenn zumindest die Eigennamen übernommen
worden wären. Oder alles übersetzt, dafür dann aber etwas besser.
Eine Tiefe am Himmel erhielt neben dem bekanntesten Publikumspreis der Welt
für Science Fiction, den Hugo Gernsback Award, auch den John W. Campbell Award
für den besten Roman des Jahres 1999. Die Auszeichnungen kann ich durchaus
nachvollziehen und zustimmen. Fast zehn Jahre später ist der Roman immer noch
aktuell und verliert nicht von seinem Charme.
Vorgeschlagen von erik schreiber
[Profil]
veröffentlicht am 30. Mai 2008 2008-05-30 16:48:12