Die Strasse der Plünderer
Die Strasse der Plünderer beginnt so, wie es der Name eingibt. Omar wird vom
Hauptmann der Stadt Zanadon gründlichst untersuchst, so gründlich, dass sogar
seine Kleidung zerlegt wird. Danach erhält Omar die Einladung mit in die Stadt
zu kommen. Notdürftig aus den Resten einen Lendenschurz formend, schliesst sich
Omar den Soldaten an. In der grossen Stadt Zanadon kann Omar sich gleich in
einem neuen Beruf beweisen. Eine Mahlzeit täglich, keinen ungesunden langen
Schlaf, so ein Dasein als Sklave hat doch was. Natürlich ist Omar nicht
sonderlich begeistert und der Günstling der Götter findet natürlich einen
Ausweg aus der, anscheinend verfahrenen, Situation.
Die Jägerschänke
Zuerst erzählt uns Omar, in salbungsvollen, Verständnis heischenden Worten,
wie er beim letzten Besuch die Zeche prellen wollte. Natürlich ist Fritz, der
Herbergsvater, von einem neuerlichen Besuch nicht sonderlich angetan. Omar
hingegen, halb verfroren, ist froh etwas Wärme zu geniessen. Ein Schnellgericht
das in der Herberge abgehalten wird, sorgt dafür, dass Omar mal eben fünfzig
Taler zu zahlen habe. Diese Strafe ist natürlich heftig. Woher soll ein armer
Geschichtenerzähler so viel Geld hernehmen? Omar wäre nicht Omar, wenn er
nicht doch noch einen Ausweg finden würde.
Omar ist ein eigenwilliger und ungewöhnlicher Held, Geschichtenerzähler und
Geschichtenhändler. Er reist quer durch die Lande, um nach neuen Geschichten zu
suchen oder nach einem neuen ende für eine alte Erzählung. Bei seinen Reisen
geschehen ihm seltsame Abenteuer, aus denen er sich oft nur mit Wortwitz oder
durch Zufall herausretten kann. Mal ist es seine eigene Tolpatschigkeit, die ihn
in missliche Lagen bringt, mal die holde Weiblichkeit oder der Alkohol, denen er
gleichermassen zugeneigt ist. Anscheinend halten die Götter ihre schützende
Hand über diesen Mann, denn nicht anders ist sein unverschämtes Glück zu
nennen, wenn er wieder einmal aus einer brenzligen Lage entkommen konnte. Wenn
er seine Geschichten erzählt, ist er derjenige, der aus unbedeutend
erscheinenden Ereignissen eine spannende Geschichte macht.
Fazit
Also mal ehrlich. Ohne den, zugegeben gelungenen Schutzumschlag, sieht das Buch
wesentlich besser aus. Der grüne Leineneinband mit der Goldschrift sieht
einfach gelungen gut aus. Und sauber genäht. Allerdings habe ich mit der
Schrift innerhalb des Buches so meine Probleme. Für mich ist die Schrift
inzwischen zu klein. Zum Lesen musste ich die Brille nehmen. Andererseits
enthält das Buch zwei Romane. Das Preis-Leistungs-Verhältnis hat erfolgreich
zu Gunsten der Leistung ausgeschlagen. Wahrscheinlich wird der Otherworld bald
zu machen, wenn er so weiter macht. Mehr Leistung fürs Geld. Wo gibt es das
heute noch. Die beiden Erzählungen von Dave Duncan wären als
Taschenbuchausgaben so teuer wie der gebunden Roman.
Sehen wir uns die beiden Erzählungen an, haben wir auf der einen Seite einen
Schelmenroman in der Tradition von Till Eulenspiegel mit augenzwinkernder Ironie
und intelligenten Humor. Omar ist der erzählende Charakter, mit dem das Buch
lebt. Er ist einfach... grossartig. Auf der anderen Seite finden wir eine
haarsträubende, politische Geschichte zwischen Menschen und Göttern. Omar ist
mittendrin und löst seine Probleme, oder die Probleme die er zu den seinen
macht, mit viel Witz und Verstand. Dave Duncan ist ein Autor, der viel schreibt,
der erfolgreich schreibt, aber nicht immer zu meinem Gefallen. Er hat den
Nachteil, sich selbst zu genügen und bei sich selbst abzuschreiben. Mit seinen
ersten beiden Omar-Geschichten hat er mich jedoch wieder voll überzeugt. Omar
ist der geborene Beobachter und wenn man zwischen den Zeilen liesst, gab es
schon immer einen Omar, der die Geschichte der Welt fest hält.
Das Beste, was ich von Dave Duncan in der Hand hielt.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 30. Mai 2008 2008-05-30 16:47:13