Mit dem vorliegenden Buch halten wir eine typische Zeitreisegeschichte in den
Händen, die uns in die Vergangenheit führt und sie ein wenig romantisch
verklärt. Wer die Romane von Diana Gabaldon, Julianne Lee, Karen M. Moning oder
Jennifer Roberson kennt, weiß, in Schottland ist kein Platz mehr. Und China ist
ein großes, weites Land. Hier kann man viel erzählen. Den meisten Lesern ist
die chinesische Vergangenheit noch weniger vertraut als die schottische
Vergangenheit. Aber man trifft auch nicht oft auf Rezensenten, die eine
heimliche Liebe für chinesische Geschichte besitzen und bereits dreimal dort
ihren Urlaub verbrachten. Jener aber ist es nicht, der in der Vergangenheit des
Landes unterwegs ist, um dort eine Aufgabe zu erfüllen. Dies übernimmt in
diesem Fall die Hauptfigur der Erzählung.
Tina reist gemeinsam mit ihrer Freundin nach Shanghai. Alexa ist Stewardess
und hat sich in den reichen Phil Bannert verliebt und will ihn heiraten. Das ist
heutzutage nichts Besonderes, doch Phils Bruder Greg hat bisher noch jede
Hochzeit verhindert, indem er Phils Bräute kurz vor der Hochzeit in sein Bett
holte. Damit dies nicht noch einmal geschieht, wollen Phil und Alexa Tina als
dessen Verlobte ausgeben. Ahnungslos spielt Tina mit, bis sie merkt, dass sie
dabei ins Bett von Greg geschickt werden soll. Tina lernt Greg kennen und dann
geschieht das Unglaubliche. Tina als moderne Hexe lernt in Greg jemanden kennen,
der mit modernsten Mitteln zurück in die Vergangenheit reisen will. Das hört
sich jetzt erst einmal etwas wirr an, ist jedoch lediglich der Auftakt zu einer
phantastischen Zeitreise.
Greg entpuppt sich als General Tang Yun Long, genannt der Wolkendrache. Damit
die eben noch eindeutig westlichen Personen in das alte China von 1690 n. Chr.,
passen, ändert sich ihr Aussehen. Aus der pummeligen Hexe mit Übergewicht wird
eine junge, schlanke Chinesin. Aus Greg, dem eleganten Konzernbesitzer, wird ein
kahlköpfiger, mit langem Zopf versehener, grobschlächtiger Chinese. Während
die beiden, jeder für sich mit besonderen Kräften ausgestattet, sich durch
China bewegen, erfährt der Leser mehr über die Geschichte des Landes.
Allerdings ist die Erzählung in sich etwas widersprüchlich. Auf der einen
Seite kann der General nur in der Zeit vor, bzw. nach seinem Tod in China
auftauchen, weil ein und dieselbe Person nicht gleichzeitig in einer Zeit leben
kann. Andererseits kümmern sich beide nicht darum, dass sie mit ihrem
Auftauchen in der Vergangenheit ein Zeitparadoxon auslösen. (Doch, darüber
reden sie, bzw. darüber denkt Tang zurück in Shanghai nach Anmerkung von Fran
Henz) Tang will wissen, wer ihn umbrachte, doch warum bleibt unklar (Reicht das
nicht, erfahren zu wollen, wer einen umgebracht hat und warum??? Würdest du das
nicht wissen wollen? Anmerkung von Fran Henz). Tina hingegen rettet Menschen und
verändert so die Zukunft, in welchem Maße bleibt unklar.
Tina ist erst einmal nicht sehr glücklich über die Reise in die chinesische
Vergangenheit. Und sie will sich nicht als Erfüllungsgehilfin eines
mörderischen Generals missbrauchen lassen. Je länger sie sich jedoch mit Tang
durch China bewegt, desto fesselnder sind der Charme des Mannes und dessen
Geheimnisse, die sie ergründen will.
Noch ein Wort zum Titelbild. Es passt ganz und gar nicht zum Buch. Wenn die
Handlung im China des siebzehnten Jahrhunderts angesiedelt ist, passen
neumodische Glühbirnen an einer chinesischen Pagode ganz und gar nicht ins Bild
und nehmen ein Teil der Stimmung, die man aufbauen möchte. (Na ja, es gibt ja
auch den Teil in der Gegenwart in Shanghai. Wenn du dreimal in China warst,
wirst du vermutlich mehrere Pagoden und Tempel mit Glühbirnen gesehen haben.
Ich hab das übrigens als Lampions interpretiert. Aber beim Cover hat ein Autor
kein Mitspracherecht, das macht ganz alleine der Verlag. Anmerkung von Fran
Henz)
Fazit
Der vorliegende Roman ist eine überzeugende Mischung aus einer Zeitreise in die
Vergangenheit, einem wildromantischen Liebesroman, einem historischen Roman der
sich mit chinesischer Geschichte auseinandersetzt, ein magisch-phantastischer
Roman... Es fällt schwer, ihn irgendeinem Genre zuzuordnen. Für jeden Bereich
hat der Roman seine Vor- und Nachteile. Gleichzeitig zeigt er jedoch auch die
Gesellschafts- und Sozialstrukturen auf, die in dem historischen China
vorherrschten. Er zeigt auf, dass die Frau in der damaligen Zeit weit weniger
wert war als ein Pferd. Die Schattenseiten der der damaligen Kultur erscheinen
uns heute als grausam. Fran Henz gelingt es dem Leser eine außergewöhnliche
Geschichte vorzustellen, die sich in ihrer Art doch etwas von den üblichen
Erzählungen dieser Art positiv absetzt.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 30. Mai 2008 2008-05-30 16:46:34