Bevor ich zu diesem Buch griff, hatte ich den Hamburg-Vampir-Krimi gelesen und
war etwas vorsichtig, was diesen Roman betrifft. Als ich den Klappentext von
Nosferas:
Europa, 1877: die Macht der letzten großen Vampir-Clans ist am Schwinden. Um
das Überleben der Vampire zu sichern, beschließen die Altehrwürdigen, ihre
Nachkommen fortan gemeinsam auszubilden.
Beim römischen Clan der Nosferas sollen die Erben der Nacht von den
Fähigkeiten der anderen lernen und so zu ihrer einstigen Stärke zurückfinden.
Doch in den düsteren Katakomben der Ewigen Stadt lauert ein schrecklicher
Feind...
gelesen hatte, erwartete ich einen historischen Rom-Vampir-Krimi. Es
verblüffte mich dann doch, etwas völlig eigenständiges und vom vorhergehenden
Buch unabhängiges zu lesen. Das Buch ist der Beginn einer Trilogie. Der
Hintergrund des ausgehenden Jahrhunderts ist die beginnende Industrialisierung,
die nicht nur den Menschen einiges abverlangt, sondern auch den Vampiren. Die
sechs Clans beschliessen, nicht ohne Druck der Druidin Tara, sich mehr um ihren
eigenen Nachwuchs zu kümmern und nicht nur Babys zu Vampiren zu machen, die
fortan als Babyvampir ihr Unleben fristen müssten. Nein, es geht um den eigenen
Nachwuchs, der nicht nur Leben soll, sondern auch eine Zukunft haben.
Bislang sorgten die sechs Klans, die Dracas aus Wien, die Lycana aus Irland,
die Valmara aus Hamburg, die Pariser Pyras, die Vyrad aus London und die
römischen Nosferas dafür, dass ihre 'Blutlinien' rein blieben. Man heiratete
nur unter einander. Die Druidin Tara bringt die Vertreter der Vampire auf einem
geheimen Treffen zum nachdenken. Zuerst soll der Nachwuchs gemeinsam bei den
Nosferas ausgebildet werden. Hier wurde gerade Viktor Emmanuelle II zum König
des Vereinigeten Königreich Italien gekrönt. Damit ist er der erste weltliche
König, der den Papst als Oberhaupt über Italien ablöst.
Die Hauptpersonen des Buches sind Alisa aus Hamburg in Begleitung ihrer beiden
jüngeren Brüder, der etwas ungeschickte Luciano von den Nosferas und die
geheimnisvolle Ivy. Ihnen gegenüber stehen die hochnäsigen, angeberischen
Dracas aus Wien, die gern die Gelegenheit nutzen die drei Freunde zu piesacken.
(Das erinnert doch irgendwie an Harry Potter - drei Freunde müsst ihr sein -
und diesen blonden Fiesling dessen Namen mir entfallen ist). Die Schule des
Lebens heisst nicht Hogwarth aber unsere Vampire müssen trotzdem für sich
selbst lernen und zurecht kommen. Das Zusammenleben der unterschiedlichen
Clanvertreter ist nicht einfach. Jahrhunderte langer Hass, Neid und Feindschaft
können nicht von heute auf morgen über Bord geworfen werden. Hinzu kommen all
die kleinen Geheimnisse, die jede Figur, jeder Clan hat und die niemand sonst
erfahren soll.
Fazit
Ulrike Schweikerts Stärken liegen eindeutig bei der Geschichte und den
geschichtlichen Ereignissen. Wie schon bei den historischen Romanen und dem
Hamburg-Krimi sind ihre Nachforschungen für die Erzählungen farbenfroh wieder
gegeben. Ob das nun Chillon in der Nähe des Genfer Sees oder die Ruinen des
Palatins in Rom, Ulrike Schweikert kann mit wenigen Zeilen eine entsprechende
Stimmung erzeugen, die notwendig ist, die Leser für die Handlung zu
sensibilisieren.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 16. April 2008 2008-04-16 08:37:40