Entgegen allen Gewohnheiten beginnt dieses Buch für mich auf Seite 469. Die
Frage "Seite 469?, aber Du hast doch angegeben, 466 Seiten", sehe ich
natürlich kommen und will sie daher auch gleich beantworten. Dankenswerter
Weise hat der Verlag Klett-Cotta vergesslichen Menschen, Viellesern und Lesern,
die erst mit diesem Band beginnen, eine Zusammenfassung der ersten beiden Romane
spendiert. Dazu kommt ein umfangreiches enzyklopädisches Glossar, so dass das
Buch auf über 600 Seiten ansteigt. Mit einigem Kartenmaterial, von Scott selbst
gezeichnet, wird die Trilogie noch anschaulicher.
Wer etwas mehr über den Autor erfahren möchte muss sich leider noch ein
halbes Jahr gedulden. Im neuen MAGIRA - Jahrbuch zur Fantasy, das etwa August /
September 2008 erscheint, findet sich eine Zusammenfassung der Trilogie DER
KRIEG DER PROPHETEN sowie ein Interview, dass ich mit R. Scott Bakker per e-mail
geführt habe, bzw zur Zeit noch führe.
Der Heilige Krieg, so der Name des riesigen Heeres, steht nun vor der heiligen
Stadt Shimeh. Der Vorsteher der tausend Tempel, der die Krieger zusammen rief,
will die Stadt von den Heiden befreien. Die Hexenmeister der verschiedenen Orden
und ihre Ordensbrüder bereiten sich darauf vor, in den Einsatz gegen die Stadt
geschickt zu werden. Es gilt im Frühling des Jahres 4112 die letzte Schlacht zu
schlagen.
Der Handlung konzentriert sich nur auf den Kampf gegen die Heiden, die
Eroberung von Shimeh sowie die damit verbundenen Risiken und Gefahren. Die
Männer aus Conriya, die Tydonni, Thunyeri, Ainoni, die Inrithi und all die
anderen lagern in der Ebene Shainizor und warten nur noch auf das Zeichen zum
Angriff. Shimeh muss fallen, so will es der Kriegerprophet Anasûrimbor Kellhus.
Und obwohl eine Schalcht bevorsteht, mit tausenden von Toten, reduziert sich
auch dieses Buch wieder auf vier Personen.
Anasûrimbor Kellhus, der Sohn von Moenghus. Ein tragischer Held, der in eine
Rolle gedrängt wurde, in die er nicht wollte. Jetzt ist er der Anführer des
Heiligen Krieges, sein Wort ist Gesetz. Mit dem Angriff auf Shimeh geht für ihn
ein Wunsch in Erfüllung, er trifft auf seinen Vater Moenghus. Ob sich das
Zusammentreffen als Wünschenswert erweist, zeigt sich erst zum Schluss. Mit
Drusas Achamian, Magier der Mandati hat Kellhus einen Berater im Rang eines
Wesir. Gleichzeitig ist Achamian der Heilige Tutor. Er ist der Gelehrte, denen
alle anderen zuhören, die seinen Worten lauschen und sie weitergeben. Gerade
Kellhus, dem er als Berater dient, hat nicht unbedingt die Absicht auf den gut
gemeinten Rat zu hören. Der Kriegerprophet hat eigene Pläne, in die er den
Drusas nicht einweiht. Die ehemalige Hure und Phrophetenehefrau Esmenet steht
zwischen den beiden Männern. War sie zu Beginn mit Achamian zusammen, so ist
sie nun Ehefrau von Kellhus und Mutter seines Kindes. Esmenet erkennt jedoch
erst als sie mit Kellhus zusammen ist, was ihr Achamian bedeutet. Im
Gegenschluss erkennt auch Achamian wie sehr er sie liebt. Und als viertes im
Bunde steht Häuptling Cnaiür für die unerfüllten Absichten. Sein ganze
Ansinnen und Trachten galt dem Tode von Kellhus Vater, doch wird es nie so weit
kommen.
R. Scott Bakker führt die Geschichte um den Heiligen Krieg zu Ende. Der Krieg
der Propheten ist gleichzeitig die Auseinandersetzung zwischen dem
Kriegerpropheten und der Vergangenheit, wie auch der Krieg zwischen Kellhus und
Achamian, nur mit unterschiedlichen Mitteln. Der Autor führt seine Handlung
konsequent weiter, ohne sich in Einzelheiten zu verlieren. Gleichzeitig bietet
er aber auch ein Leben seiner Handlungsträger in allen möglichen Spielarten.
Von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt durchleben sie alle menschlichen
Gefühle. Alle sind auf der Suche nach etwas, dass es ihnen ermöglicht weiter
zu leben, denn im Hintergrund steht die Apokalypse, die die bekannte Welt
zerstören könnte. Die Unsicherheit der Beteiligten liegt darin, festzustellen
ob die Taten, die sie vollbringen dazu dienen die die Apokalypse aufzuhalten
oder aber herbeizurufen.
Fazit
Sie sind vielleicht alle Gewinner auf der ein oder anderen Weise. Ein Sieger ist
jedoch nicht darunter. Scott Bakker schrieb mir in einer e-mail unter anderem,
dass er nicht nur schreibt um des Schreibens willen. Er schreibt, weil er eine
Geschichte erzählen will und das seine Personen nicht grundlos tätig sind.
Jede Person ist ihren Zielen und Idealen auf der Spur.
Die alte Welt ist tot, verfügt Kellhus. Ob sich R. Scott Bakker daran hält,
bleibt offen. Vielleicht erzählt er wieder etwas, diesmal aus der neuen Welt.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 16. April 2008 2008-04-16 08:32:32