Boston, Kadir und Tukan sind gemeinsam mit Spanisch-Schülern verschiedener
Klassenstufen auf Klassenfahrt in Granada. Boston, "voll der
Professor", ist einer der jüngsten der Gruppe. Seinen Vornamen trägt
Boston als Erinnerung an den Studienaufenthalt seiner Mutter in den USA und an
seinen amerikanischen Vater, den der Junge noch nie getroffen hat. Vor einem
Antiquitätenladen entdeckt Boston eine unscheinbare, etwas abgesplitterte
Fliese im maurischen Dekor. Noch ehe er dazu kommt, sie als Andenken zu kaufen,
findet Boston sich plötzlich in einem Wald wieder. Als Tariq, ein Junge mit
Turban und weißer Kleidung auftaucht, wird Boston klar, dass er mitsamt seiner
Fliese im Spanien des Jahres 1492 gelandet ist. Er ist exakt in die Zeit
geraten, als Kolumbus gerade vergeblich mit Königin Isabella über die
Finanzierung seiner Suche nach dem Seeweg nach Indien verhandelt hatte. Tariq
hält Boston für einen Juden auf der Flucht - die Juden Grenadas stehen zu
diesem Zeitpunkt vor der Entscheidung, sich entweder als Christen taufen zu
lassen oder die Stadt zu verlassen und ihr gesamtes Vermögen zurückzulassen.
Wie soll Boston nun Tariq erklären, dass er aus der Zukunft kommt? Tariq kann
sich nur seine Gegenwart vorstellen: jetzt ist jetzt, findet er.
Am kastilischen Hof wird zur gleichen Zeit Philipp von Burgund erwartet, der
zukünftige Ehemann der Prinzessin Johanna. Johanna denkt gar nicht daran, den
Habsburger zu heiraten, lieber will sie in ein Kloster gehen. Als Johanna der
unscheinbare Boston als zukünftiger Gemahl vorgestellt wird, hält sie ihn zwar
für einen Tropf, doch die Verwicklungen um den blonden Jüngling amüsieren
Johanna. Boston wird mindestens für einen Spion gehalten, wenn nicht sogar für
einen Abgesandten des Teufels. Überraschend gelingt ihm die Flucht aus dem
Palast. Gemeinsam mit Tariq und später mit dem jungen Juden Salomon muss Boston
vor den Häschern des königlichen Schatzmeisters Torquemada fliehen und
gleichzeitig nach seiner Fliese suchen, damit er wieder in die Gegenwart zurück
kann. Boston stellt zu seinem Schrecken fest, dass in seiner Zeitfalte Amerika
noch nicht entdeckt ist. Wenn Kolumbus erst gar nicht in See stechen wird, wie
soll dann hunderte von Jahren später ein Amerikaner einen Sohn Boston zeugen?
In seiner Abwesenheit wird Boston längst von seiner Klasse vermisst und
fieberhaft gesucht; selbst Manuel, der Verkäufer der Fliese, ahnt inzwischen,
was passiert ist.
Fazit
Kirsten Boie erzählt ihre fesselnde Zeitreise aus unterschiedlichen
Perspektiven. Während Bostons Klassenkameraden in holprigem Spanisch nach ihrem
Mitreisenden fahnden, scheint Boston derweil intuitiv sogar das Kastilisch des
15. Jahrhunderts zu verstehen. Auf Bostons Reise ins 15. Jahrhundert bringt ihn
besonders sein Schülerrucksack aus dem 21. Jahrhundert in manch gefährliche
und auch komische Situation. Königin Isabella, ihren Gemahl Ferdinand und die
aufmüpfige Tochter Isabella schildert Kirsten Boie mit ironischem
Augenzwinkern. Die Autorin führt ihre Leser auf verschlungenen Pfaden aus
Kolumbus Zeiten wieder in die Gegenwart zurück und hat am Ende jedes
Mosaiksteinchen der Handlung zurück an seinen Platz gebracht. Im Anhang verrät
die Autorin, welche historischen Ereignisse belegt sind und welche Freiheiten
sie sich selbst beim Erzählen genommen hat.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 28. März 2008 2008-03-28 09:27:56