"Mein Sohn, ich bin den Großteil meines Lebens ungerecht behandelt
worden" sagt Syd zu Lyle. Syd Henderson konnte sich noch nie gegen andere
wehren. Lyles Kindheit war davon geprägt, dass die Leute seinen Vater für
einen Einfaltspinsel hielten. Als Lyle 13 Jahre alt war, wurde er so wütend
auf Syd und den ganzen Schlamassel, dass er den Laden im Dorf abfackelte, die
Schule schmiss und sich als Holzfäller durchschlug. Jahre später erzählt Lyle
dem Polizisten Therieux aus seinem Leben. Er erinnert sich an die zugige
Bruchbude voller Bücher, in der er aufgewachsen ist, an seine Mutter Elly und
die jüngeren Geschwister. Obwohl Syd aus einfachen Verhältnissen stammte und
immer schwer arbeitete, hatte er einen natürlichen Sinn für Würde. Syd hatte
als Kind mit Connie Devlin auf dem verschneiten Kirchen-Dach gerangelt. Connie
stürzte vom Dach, blieb aber glücklicherweise unverletzt. Der schockierte Syd
beschloss, nie wieder Gewalt anzuwenden. Connie Devlin sollte ihm noch öfter im
Leben in die Quere kommen. Auch Lyles Mutter Elly Gowan konnte sich schlecht
gegen andere zur Wehr setzen. Sie erinnerte sich an nichts als Schikanen im
Waisenhaus als sie Lyle kennen lernte.
Lyle arbeitet für Leo MacVicers, den Sägewerksbesitzer und lebt natürlich auf
MacVicers Land. Der alte Leo herrscht wie ein antiker Tyrann über sein Imperium
aus Wäldern, Holzhandel und Lebensmittelgeschäft. Alle sind von ihm abhängig;
er stellt ein, entlässt und entscheidet, wessen Kindern er den Schulbesuch
finanziert. Von Arbeitnehmer-Rechten, Gesetzen oder Naturschutz-Bestimmungen
haben seine Arbeiter noch nie gehört; sie haben zu kuschen und für Leos milde
Gaben dankbar zu sein. Als gäbe es ein Naturgesetz, dass die, denen es schon
schlecht geht, noch weitere Schicksalsschläge aufgeladen bekommen, geraten Elly
und Syd unverschuldet in einen Strudel aus Misserfolgen und übler Nachrede. In
ihrem abgelegenen Tal kommt es zu Mord, Vergewaltigung und Erpressung.
Lyle kennt seinen Vater - gläubig und bescheiden bis zur Selbstaufgabe - nur
als Opfer von Nachbarn und Kollegen. Um Schulden abtragen zu können, sucht Syd
schließlich außerhalb des Tals Arbeit und schickt regelmäßig Geld. Lyle
versucht, unter deprimierenden Lebensbedingungen für seine Mutter und die
Geschwister zu sorgen. Den Verrat an seinem Vater kann er nicht vergessen; er
brütet über Racheplänen, säuft und läuft völlig aus dem Ruder. Er hat es
allen gezeigt - ist geworden, was die Leute seiner Familie schon immer
unterstellt haben. Im letzten, dramatischen Kapitel deckt der Autor seine
komplizierte Konstruktion auf - Lyle hat endlich herausgefunden, was damals
warum passierte.
Fazit
Richards Schilderung der bitteren Armut, in der Syd und seine Familie leben,
wirkt unwirklich und wie aus einer anderen Epoche. Doch der Teufelskreis aus
Armut und Unrecht ist in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts
angesiedelt. In einem weiten Bogen verknüpft der Autor persönliche Schicksale
mit wirtschaftlichen und ökologische Problemen der 80er Jahre zu einem gekonnt
erzählten Gesellschaftspanorama.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 12. Februar 2008 2008-02-12 20:30:16