Was für ein Name, was für ein Mythos, was für eine Marke: Bis heute wird der
Name Bugatti fast schon ehrfurchtsvoll ausgesprochen und mit der Übernahme der
Namensrechte durch die Volkswagen AG 1998 wurde Bugatti neues Leben eingehaucht.
Und das war wichtig, denn kaum ein Automobil-Hersteller hat so viel Hochs und
Tiefs erlebt, wie Bugatti, dem französischen Unternehmen mit italienischem
Namen. Joachim Kurz, Journalist und Drehbuchautor aus Speyer hat in diesem Buch
eine praktisch nahtlose Zusammenfassung dieser bewegenden Familien- und
Unternehmensgeschichte geschaffen, die voller Nostalgie, Leidenschaft und Tragik
steckt. Das Leseerlebnis Bugatti beginnt in Italien, genauer in Mailand, wo der
Vater von Ettore Bugatti, der 1981 geboren wird, eine extravagante
Möbel-Produktion aufgebaut hat. Vater Carlo schafft es, sich in den höchsten
Kreisen populär zu machen und wird als großer Künstler gehandelt. Ettores
Bruder Rembrandt und er selbst haben das künstlerische Gen des Vaters geerbt
und während Rembrandt sich vor allem der Bildhauerei widmet, erobert Ettore die
technische Welt mit hohem ästhetischem Anspruch. 1901 entwarf Ettore sein
erstes Automobil und gewann damit die Goldmedaille auf der Internationalen
Automobil-Ausstellung in Mailand. Damit begann ein Siegeszug sondergleichen,
denn Bugattis Fahrzeuge waren nicht nur heiß begehrt, sondern bis in die 30er
Jahre hinein auf den Rennstrecken der Welt extrem erfolgreich. Als die Rezession
auch Frankreich und den elsässischen Firmensitz in Molsheim erreicht, erwischt
es Bugatti verdammt hart. Und als 1939 nicht nur der zweite Weltkrieg ausbricht
und Sohn Jean bei einer Testfahrt tödlich verunglückt, scheint das Schicksal
besiegelt. Parallel zur Geschichte Bugattis betrachtet der Autor auch die
Gebrüder Schlumpf, die sich über Jahre die Welt größte Sammlung von Bugatti
Automobilen angeschafft haben, die heute in Mulhouse zu besichtigen ist. Beendet
wird das hervorragende recherchierte Werk mit den Versuchen eines Südtiroler
Unternehmers, mit dem Bugatti EB110 den Namen zum 110. Geburtstag
wiederzubeleben, dessen Scheitern und die Übernahme der Rechte durch Volkswagen
mit der Ankündigung den EB 16.4 Verzon zu bauen.
Fazit
Joachim Kurz’ Buch ist nicht nur Lesestoff für Autoenthusiasten und Freunde
der Marke Bugatti, sondern für alle, die sich mit den letzten 100 Jahren
Industriegeschichte, aber auch interessanten Marketing- und
Kundenbeziehungsinstrumenten beschäftigen wollen. Manchmal liest sich das Buch
wie ein Wirtschaftskrimi, an anderen Stellen ist es mit interessanten
technischen Details gespickt, die nie überfordern. Kurzweilig und spannend ist
das Lebenswerk von Ettore Bugatti sehr empfehlenswert.
Vorgeschlagen von Dietmar Stanka
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veröffentlicht am 02. Februar 2008 2008-02-02 16:26:06