Der Neue in Jakobs Klasse hat nur ein Bein. Doch der fehlende Unterschenkel
hindert Konrad nicht an seinen mehr als sonderbaren Freizeitbeschäftigungen.
Mit atemberaubendem Selbstbewusstsein ist er stets auf der Suche nach Grenzen,
die noch nicht überschritten sind. Höchste Zeit, sich endlich um Jakobs
Beziehungen zu Mädchen zu kümmern, findet Konrad. Konrad selbst ist in seiner
neuen Klasse schon bald Schwarm der Mädchen. In Jakobs Leben gab es bisher
keine Mädchen - außer Anna. Sie ist erst 12 und überzeugt davon, dass nur sie
die Richtige für Jakob ist und dass sie alle älteren Konkurrentinnen
ausstechen wird. Heimlich schwärmt Jakob für Mara - doch die ist einfach zu
schön und zu beliebt für einen durchschnittlichen Typen wie ihn, findet er.
Mit seinem Hang zur Selbstüberschätzung schreckt Konrad nicht vor dem Einsatz
magischer Rituale zurück, um Jakob endlich in die richtigen Hände zu
verkuppeln.
Schon bevor Konrad in die Klasse kam, führte Jakob ein ungewöhnliches Leben.
Er kümmerte sich allein um den Haushalt, seit seine Mutter schwer krank in eine
Klinik eingewiesen wurde. Jakobs Vater wird ganz von seinem Beruf in Anspruch
genommen und fühlt sich mit dem schnöden Alltag überfordert. Zusätzlich zur
Hausarbeit widmet sich Jakob einer einträglichen Nebenbeschäftigung; er
bäckt für die Kneipe seines Bruders. Jakobs älterer Bruder Julian war wegen
des schwierigen Verhältnisses zu seinem Vater ausgezogen ist nun gerade dabei,
das Lichtspiel zu eröffnen, eine Kneipe mit Kino (oder ein Kino mit Kneipe?).
Im Lichtspiel will Konrad mit einer seiner grotesken Ideen Schicksal für Jakob
und Mara spielen.
Fazit
"Jakob und Mara" ist mehr als eine einfache Liebesgeschichte vom Typ A
liebt B, doch B will nichts von A wissen, da sie nur Augen für C hat. Der
temporeiche Jugendroman steckt voller bizarrer Ideen. Breiten Raum in der
Handlung nehmen die sorgfältig gezeichneten männlichen Figuren ein und ihre
Beziehungen untereinander (Jakob und Konrad, Jakob und sein Bruder Julian,
Julian und sein Vater). Die überzeugend und mit Sinn für grotesken Humor
geschilderte Identitätssuche dreier junger Männer macht die Stärke dieses
Buches aus.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 14. Januar 2008 2008-01-14 09:10:51