Der vorliegende Kriminalroman ist wieder ein Fall für Jesse Stone, der bei
Pendragon erschienen ist. Erneut habe ich mich wohlgefühlt auf dem Revier von
Paradise, der kleinen Stadt in Massachusetts, in der Jesse Stone Polizeichef
ist, nachdem er wegen Alkoholmissbrauchs im Morddezernat von Los Angeles
gefeuert wurde.
Im Paradise wird ein prominenter Talkshowmoderator tot aufgefunden. Schnell
stellt sich heraus, dass es sich um Mord handelt. Die Prominenz dieses
Fernsehmoderators erzeugt mächtigen Druck auf den Polizeichef Stone. Da sich
der Moderator mit seiner spitzen Zunge nicht nur Freunde gemacht hat, ist das
Medieninteresse riesengroß. Außerdem gehört er zum Freundeskreis des
Gouverneurs, was zusätzlich Regierungsbeamte auf den Plan ruft. Als der
Presserummel seinen Höhepunkt erreicht, wird eine weitere Leiche gefunden.
Diesmal ist es ein junges Mädchen. Es stellt sich heraus, dass dies die neue
Lebensgefährtin des Fernsehmoderators ist. Doch so sehr die Medien auch toben,
Chief Stone ermittelt unbeirrt weiter und versucht nebenbei seine eigenen
Probleme in den Griff zu bekommen.
Diesen Jesse-Stone-Krimi halte ich persönlich für den bislang Humorigsten
dieser bei Pendragon erscheinenden Reihe. Dem Übersetzer Bernd Gockel ist es
hervorragend gelungen, die Dialoge dermaßen ins Deutsche zu übertragen, dass
sie der deutschen Umgangssprache bestens entsprechen, was dem Wortgeplänkel des
Polizeichefs mit seinen engsten Mitarbeitern sehr entgegenkommt. Im Team bei den
Ermittlungen sind dieses Mal wieder die beiden Polizeibeamten Suit und Molly.
Beide Figuren spielen prinzipiell in allen Romanen mit, doch hin und wieder
treten Sie komplett in den Hintergrund und sind nur Randfiguren. So nicht im
vorliegenden Fall. Hier werden diese beiden Figuren wieder zu wichtigen Figuren
neben Jesse Stone und zu Stichwortgebern für die Techtelmechtel auf dem Revier.
Molly ist die einzige Frau auf dem Revier und so etwas wie eine Sekretärin oder
ein Mädchen für alles. Sie hält ihrem Chef gerne den Rücken frei und springt
auch an seine Stelle an die vorderste Front vor die Pressemeute. Suitcase
Simpson ist ein junger aufstrebender Cop, der seinen Chef bewundert und ihm mit
viel Engagement nacheifert. Die witzigen Dialoge zwischen diesen drei Figuren
sind einfach köstlich. Suit, der in diesem Roman extrem darum bemüht ist,
Kriminalkommissar im Revier zu werden (falls das Revier überhaupt einen
Kommissar genehmigt bekommt) auf der einen Seite, und Molly, die sich zum x-ten
Male mit ihrem Chef darin einig ist, dass sie sich beide lieben, aber eben auf
ganz besondere Art.
Es ist schade das die Krimireihe aufgrund des Todes des amerikanischen
Schriftstellers Parker auch in der deutschen Übersetzung demnächst ein Ende
finden wird. Kein Ermittler macht mir so viel Spaß wie Jesse Stone, der in den
Verfilmungen von Tom Selleck gespielt wird. Der vorliegende Roman ist ein
weiteres Highlight aus dieser Reihe. Robert B Parker, der auch der Schöpfer des
Privatdetektivs Spenser ist, hat mit Jesse Stone einen Cop geschaffen, der
widersprüchlicher nicht sein kann.
Fazit
Uneingeschränkte Leseempfehlung.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
[Profil]
veröffentlicht am 02. Mai 2015 2015-05-02 17:07:51