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Christian Krockow: Die preußischen Brüder Prinz Heinrich und Friedrich der Große - ein Doppelportrait

Die preußischen Brüder Prinz Heinrich und Friedrich der Große - ein Doppelportrait

von Christian Krockow
Verlag: dtv [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Biografie
ISBN-13 978-3-423-30659-1

Preis: 1,88 Euro bei Amazon.de [Stand: 22. Dezember 2024]
In der "Zeit" vom 1. August 2002 erschien unter dem Titel "Der König von Rheinsberg" ein sehr interessantes Portrait des zu unrecht vergessenen "Prinzen" Heinrich, des Bruders Friedrichs II. aus Anlass seines 200. Todestages 1802 aus der Feder von Gerd Fesser.
Wer sich näher für die Figur Heinrichs und seine Beziehung zu seinem berühmten Bruder, Friedrich dem Großen, interessiert, der sollte zu 2 Bänden von Christian Graf von Krockow greifen: "Schloß Rheinsberg" und das vorliegende Doppelportrait über Friedrich den Großen und Prinz Heinrich.
Da Krockow bereits eine Biographie über Friedrich den Großen geschrieben hat, konzentriert sich dieses Werk stärker auf den Bruder Prinz Heinrich. Vorarbeiten hat der Verfasser geleistet: es sind dies: "Preußen - eine Bilanz", "Friedrich der Große" und "Schloß Rheinsberg".
Insbesondere wird hier der Lebenslauf des Bruders, Heinrich, geschildert. Wie Fesser legt auch Krockow dar, dass Heinrich der weitblickendere Stratege und klügere Mensch gewesen ist. Im Gegensatz zu Friedrich dem Großen, der das Risiko liebte und - beeindruckender Siege zum Trotz - auch Niederlagen hinnehmen musste, die fast zu seinem Untergang führten, bis der Tod der russischen Zarin Elisabeth im Jahre 1762, dem "Mirakel des Hauses Brandenburg", ihn rettete, liebte Heinrich die methodische und kräfteschonendere Strategie. 1757, als Oberbefehlshaber der preußischen Truppen in Sachsen, kämpft er so hinhaltend und geschickt, dass auch sein Bruder ihm die Bewunderung nicht versagen konnte: "Lassen Sie uns nun, meine Herren, unser Glas leeren auf das Wohl des einzigen Generals, der während des ganzen Krieges nicht einen einzigen Fehler gemacht hat... Auf Dein Wohl, mein Bruder!". Diese anerkennenden Worte Friedrichs am Ende des langwierigen Krieges können die Rivalitäten und Spannungen unter den Brüdern nicht verdecken. Heinrich wirft Friedrich vor, den jüngeren Bruder, August Wilhelm, in den Tod getriegen zu haben. Auch seine Bemühungen, als sächsischer Oberbefehlshaber die demoralisierte Bevölkerung schonend zu behandeln (was Friedrich veranlasst, ihn abzusetzen), zeigt, dass Heinrich - wie General von Marwitz, sittlich gedacht hat. Für die zerrüttete Beziehung zwischen beiden, die Krockow hervorragend herausarbeitet, ist es charakteristisch, dass Heinrich 1791 in Rheinsberg einen Obelisken errichten lässt, der dem Bruder August Wilhelm und den Helden des Siebenjährigen Krieges, unter anderem Marwitz, gewidmet ist, ohne Friedrich zu erwähnen.

Krockow erwähnt auch das Urteil Fontanes in seinen "Wanderungen durch die Mark Brandenburg", der Heinrich Gerechtigkeit wiederfahren lassen möchte., da dieser ein "kluger und geistvoller Prinz" gewesen sei. Doch die Geschichte entschied anders: nicht Heinrich, der Kluge und von sittlicher Verantwortung geprägte, wurde Vorbild für die deutschen Militärs, sondern der - nachweislich schlechtere - Stratege Friedrich. Gerd Fesser schließt seinen Beitrag in der "Zeit" mit den treffenden Worten: "So wurde Friedrich "der Große" in Deutschland zum Heros zweier mörderischer Weltkriege, sein Bruder aber sank in Vergessenheit. Zeit also, sich seiner zu erinnern, denn besser als der König von Preußen passt er zum heutigen Europa: der König von Rheinsberg."
Auch Krockow hegt Sympathien für den vergessenen Bruder (der nicht umsonst in diesem Portrait wesentlich ausführlicher behandelt wird wie Friedrich), lässt allerdings auch Friedrich Gerechtigkeit wiederfahren. Er würdigt diesen als großen König und ersten Diener seines Staates - ganz im Gegensatz zu den absolutistisch regierten, von der Staatsauffassung Ludwigs XIV. geprägten, Nachbarstaaten und zeigt damit, wie weit Friedrich seiner Zeit voraus gewesen ist. Ganz besonders gilt dies allerdings für Heinrich, der mit diesem Werk seinen verdienten Platz in der preußischen Geschichte zugewiesen bekommt. Auch wenn es Krockow nicht so explizit sagt: er wäre der bessere und aus heutiger Sicht modernere preußische König gewesen.

Das sichtbare Bemühen um Objektivität und Ausgewogenheit, zusammen mit der Souveranität des Umgangs mit den Quellen sowie einer lebendigen leicht lesbaren Sprache macht das Werk gerade jetzt, zum 200. Todestag Heinrichs, zur interessanten und erhellenden Lektüre. Nebenbei erfährt man auch viel über Preußens Staatsgründung und den Vater Friedrich Wilhelm I., den berühmten Soldatenkönig.
Fazit
Wer Geschichte lernen möchte und dies nicht trocken, sondern spannend serviert bekommen möchte, der sollte dieses hervorragende Doppelportrait unbedingt lesen.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne
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Wilhelm II.

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Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 02. März 2003

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