Der Reisejournalist Tom fliegt mit seinem letzten Geld nach Bangkok. Er erhofft
sich dort angenehmes Klima und geringe Lebenshaltungskosten. Die
Hochglanzpostille, für die Tom tätig war, ist schon nach der dritten
Nullnummer eingestellt worden. Tom ist nicht nur pleite, sondern auch völlig
ausgebrannt. Mit seiner Einschätzung "Ich besaß Charme, sah gut aus und
die Welt stand mir offen" lag er haarscharf daneben. In Bangkok herrscht
noch größere Hektik als gewohnt; denn die Stadt bereitet sich auf den Besuch
des amerikanischen Präsidenten vor. Tom hofft auf Geschichten und Gerüchte,
die er deutschen Zeitschriften verkaufen kann. In einer Bar fällt ihm das Paar
Viktor und Christine auf, die miteinander burmesisch sprechen. Viktor bietet Tom
Unterkunft in seinem Haus und einen Recherche-Auftrag an. Diese Lösung scheint
zu schön, um wahr zu sein und könnte Toms finanzielle Durstrecke erst einmal
beenden. Doch Viktors Mitarbeiter Gary hatte sich seine Zukunft etwas anders
vorgestellt. In Viktors Auftrag soll Tom zunächst Dossiers zum Thema Drogen
zusammenstellen, später in Burma über Olive Yang recherchieren, die legendäre
"Miss Hairy Legs". Viktor arbeitet an einem Film über seine
deutsch-kanadische Großmutter Emma. Die Erinnerungen seiner Großmutter und
Toms Rechercheergebnisse über deren Jugendfreundin Olive will Viktor zu einem
Film schneiden. Sie reisen zu dritt ins Land der goldenen Pagoden und
Türmchen. Tom taucht fasziniert in die Vergangenheit Olives ein, in die
malerische Atmosphäre Burmas zur Zeit vor dem zweiten Weltkrieg. In der
Gegenwart sind die drei Reisenden mit dem mühseligen Alltag einer
Militärdiktatur konfrontiert. Das komplizierte Verhältnis zwischen dem jungen
Paar, seinem "Untermieter" Tom und dem Assistenten hält für die
Leser noch manche Überraschung bereit.
Fazit
Schachts Roman vereint aktuelle und historische Ereignisse im "Goldenen
Dreieck". Mandalay Moon erzählt aus den wechselnden Perspektiven Toms,
Emmas und Olives. Olive Yang hat tatsächlich in Burma gelebt. Erlebnisse im
tropisch-schwülen Bangkok wechseln mit Toms sachlichen Dossiers zum Thema
Drogen und mit Rückblenden zu Emmas Geschichte ab. Die Atmosphäre in Thailand
und Burma wird detail- und kenntnisreich geschildert; die Dossiers liefern
überaus reichlich Sachinformationen. Schachts Hauptfigur Tom wirkt nicht gerade
als Sympathieträger: zweckorientiert, zynisch und frauenfeindlich schmarotzt
er sich durch. Toms Blick auf Bangkok und seine Bewohner ist auf
Äußerlichkeiten reduziert. Ihn interessieren Gebäude und ihre Einrichtung als
journalistische Themen, Menschen in ihrer Funktion als Informanten. Die im
Klappentext versprochene spannende Wende der Handlung lässt zwar recht lange
auf sich warten; sie führt zu guter Letzt doch noch zu einem überraschenden
Finale. Mandalay Moon ist auf den zweiten Blick eine lohnende Lektüre.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 31. Dezember 2007 2007-12-31 10:27:47