Drei Männer aus Köln, "der Fahrer, der Techniker und der
Scharfschütze", machen im Irak-Krieg 1991 eine Entdeckung, von der sie
sich unvorstellbaren Reichtum erhoffen. Doch der vermeintlich große Coup
nützte nur einem von ihnen, schadete einem anderen und endete schließlich 1999
im heimatlichen Köln mit Folter, Erpressung und Mord. Im Jahr vor der
Jahrtausendwende ermittelt Kommissar Arik Menemenci, dem alle so genannten
"Türkenfälle" auf den Schreibtisch geklatscht werden, im grausamen
Mord an einem türkischen Gemüsehändler. Menemenci spielt in Schätzings Krimi
die Rolle des alternden, übergewichtigen und ausgebrannten Polizisten. Zur
gleichen Zeit erhält die Privatdetektivin Vera Gemini - sie hat eine Vorliebe
für ermittlungsunterstützenden technischen Schnickschnack - von einem wenig
mitteilsamen Klienten den Auftrag, einen Andreas Marmann aufzuspüren. Veras
alter Freund Thomas Roth arbeitet bei der Kripo Köln. Obwohl Roth selbst nicht
an den Ermittlungen im Fall Üsker beteiligt ist, entdeckt er zwischen dem
ermordeten Gemüsehändler Üsker und dem gesuchten Marmann einen Zusammenhang.
Fazit
Das Motiv der Zwangs-Gemeinschaft aus Kriegstagen kann auch Jahre nach dem
Irak-Krieg noch fesseln. Schätzing schildert seine Probanden jedoch wenig
überzeugend und trifft ihren Ton nicht. Ein harter Junge, der "erwog, das
Weite zu suchen" oder eine "Stille, die von Paukenschlägen
dröhnt", lässt den Leser genervt die Augen verdrehen. Die Motive der
drei Veteranen und ihre Beziehungen untereinander werden aufdringlich mit den
Mitteln einfachster Küchen-Psychologie analysiert. Rechnerisch hat Vera Gemini
die Frauenquote in einer reinen Männerwelt zu erfüllen. Schätzing
charakterisiert seine Detektivin klischeehaft, wenig glaubwürdig und reduziert
sie hauptsächlich auf ihren Körper. Dass der Autor schon im Vorwort die
Begriffe Serientäter, Psychopath und Profiler anführt und penetrant den
pädagogischen Zeigefinger zum Thema Mediengesellschaft schwingt, hat mir die
Freude am Lesen nachhaltig verdorben. Die Charakterisierung eines möglichen
Täters sollte sich aus den Ermittlungen im Laufe der Handlung ergeben; sonst
merkt der Leser die Absicht und ist verstimmt.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 14. Oktober 2007 2007-10-14 18:31:37