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Neal Stephenson: Termination Shock

Termination Shock

von Neal Stephenson
Verlag: Goldmann Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Thriller
ISBN-13 978-3-442-31681-6

Preis: 31,70 Euro bei Amazon.de [Stand: 20. November 2024]
Breit erzählt mit technischer Finesse und anregenden Volten

"Gute Frage- Die Antwort ist, es gibt einen Mann unten in Houston, der vor ein paar Jahren die Geistesgegenart besessen hat, eine Axt auf dem Dachboden der Welt zu deponieren. Wir sind hier, um herauszufinden, ob es an der Zeit ist, sie in die Hand zu nehmen".

Knapp 1000 Seiten warten in neuestem Werk von Neil Stephenson auf die Leserinnen und Leser. Und, wie gewohnt, verschmelzen bei Stephenson die differenzierte Darstellung der Protagonisten (von denen es nicht wenige gibt) mit technischer Fantasie (die, ebenfalls wie immer, stark am heute bereits Möglichem angelehnt ist) und drängende Fragen der Gegenwart (nichts weniger als der Untergang des Planeten im Klima-Kollaps) zu einer, am Ende, unwiderstehlichen Mischung, die Seite für Seite umblättern lässt, ohne eine Pause herbeizusehnen.

Wenn ein Thriller mit der Königin von Holland in der Nähe von Houston, Texas beginnt, dann zeugt dies bereits vom immer ein wenig anderen Ansatz Stephensons, der die "hohe Dame" recht rustikal auftreten lässt und die Verbindung zu seinem eigentlichen Thema (die Beeinflussung des Klimas durch Technik, das Geo-Engeniering) dabei keine Sekunde aus den Augen verliert.

Denn wer, wenn nicht ein Land unterhalb des Meeresspiegels, wäre zu durchaus auch fragwürdigen Versuchen bereit? Wobei fragwürdig im Buch weniger eine moralische Frage (Einmischung in die Schöpfung), sondern eine Frage der Risiken ist, ob das geplante Eingreifen nicht alles noch schlimmer machen würde.

Zunächst aber nimmt sich Stephenson alle Zeit der Welt, Leser und Leserinnen in die Lebensumstände noch Überschreitung diverser Kipppunkte des Klimas einzuführen. In die Hitze, die an durchaus zivilisierten Orten den Aufenthalt im Freien nurmehr mittels Kühlanzügen einigermaßen erträglich macht. Dass dabei nicht alle Einwohner des Planeten und Amerikas all das entspannt hinnehmen, zeigen ebenfalls die ersten Ereignisse unmissverständlich auf.

Eine harte Landung eines Flugzeugs aufgrund schwieriger Umstände mag noch hinnehmbar sein, das aber die Helfer des Flughafens mal lieber nicht zur Unglücksmaschine ausrücken könnte an der tierischen Horde liegen, die das Flugfeld überrennt und an jenen Menschen, die am Rande nur darauf warten, intensiv nach "Beute" Ausschau zu halten.

So wird ein Mann zum Retter, den zunächst eine ganz andere Mission treibt. Rufus, Typ zäher und kundiger "Waldläufer" befreit sich zunächst von einem mutiert wirkenden Keiler, mit dem ihn eine ganz besonders tragische Geschichte verbindet, bevor er mit Königin Frederika Mathilde Louisa Saskia sich auf den Weg macht, vielleicht doch am Ende zumindest die Niederlande zu retten. Rufus, der "Moby Dick" für sich entdeckt und gelesen, vor allem gehört, hat und sich in Ahab durchaus wiederfindet.

Wobei das nur einer der roten Fäden im Thriller ist, den Stephenson verfolgt und an deren Verlauf er vielfache kleinere Geschichten an "Problematiken" Revue passieren lässt. Von der Kolonialgeschichte über die Feindschaft der "Weltmächte" hin zu einem glühender werden Planeten und einer, zumindest an einigen Orten, sich auflösenden Zivilgesellschaft.

So entsteht in einfacher, umgänglicher Sprache eine Queste durch die Probleme der Gegenwart, die Stephenson vielfach an kleineren Geschichten, Einschüben, an den Haltungen seiner Protagonisten aufzeigt und weniger in einem krachenden Action-Spektakel stattfinden lässt.
Fazit
"Was kommt als Nächstes?" - "Weitere Details, weitere Verknüpfungen. Aber erstmal eine kleine Fahrt mit der Bimmelbahn".

Was im Buch selbst eine Szene kennzeichnet, in der eine andere Form des Treibstoffes für Maschinen eingeführt wird, kann zugleich wie eine Blaupause der Struktur des Thrillers dienen. Viele Details ergeben am Ende ein großes Ganzes und eine sehr anregende Lektüre, die aber eben in mancherlei Abschnitten gerne in aller Ruhe wie ein langsamer Zug ihre Fahrt bestreitet.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne
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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 08. Januar 2024

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