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Degenhardt von Lubgast: Abattoir

Abattoir

von Degenhardt von Lubgast
Verlag: À rebours [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-9502005-1-5

Preis: aktuell keine Daten vorhanden
Abattoir präsentiert sich dem Leser bereits von außen als etwas Besonderes. So entzückt die stimmungsvolle Gestaltung, die sich wohltuend von den leider allzu verbreiteten, lieblosen und nichtssagenden Massenumschlägen abhebt, das Auge des Lesers. Das Buch selbst enthält neun Erzählungen, deren Länge von ca. 15 bis 70 Seiten variiert. Alle sind, wie es auf dem Buchrücken geschrieben steht, "fest in der Realität verankert", d.h. sie gleiten nie ins Phantastische und sind stets um einen gewissen Realismus bemüht, der sich zuweilen in minutiös beschriebenen Szenen niederschlägt. Der Anspruch auf eine gewisse Realitätsnähe ergibt sich wohl unweigerlich aus den stark gesellschaftskritischen Zügen des Werkes, die in ihrer nicht selten schonungslosen Härte dazu angetan sind, zartbesaiteten Lesern die Lektüre zu vergällen. Wer recht detaillierte Gewaltszenen scheut, dem sei von diesem Buch eher abgeraten.

Doch neben den oben beschriebenen Aspekten kommen auch humorvolle Einsprengsel und mit spitzer Zunge vorgetragene Kritik nicht zu kurz. Deutlich merkt der Leser hiebei das scharf beobachtende Auge des Autors, dem keine Schwäche, kein Missstand der heutigen Zivilisation zu entgehen vermag.

Die einzelnen Erzählungen zeichnen sich m.E. vor allem zweierlei Hinsicht aus: Zum einen wird darin vermieden, konventionellen Schemata und Schablonen zu folgen. Die Erzählungen entwickeln sich zumeist auf unvorhersehbare Weise fort und sind damit fast in jedem Augenblicke spannend. Zum anderen werden sie meist aus dem Blickwinkel von Charakteren erzählt, die frei von altbekannten Klischees sind und daher überaus erfrischend wirken.

Besonders hervorzuheben ist auch die Sprache, in welcher das Werk verfasst ist. Degenhardt von Lubgast pflegt einen ganz eigenen, archaischen Stil, der wohl heutzutage recht einzigartig ist. So darf man ihm auf jeden Fall eine beachtliche Portion Mut und Eigenständigkeit zusprechen, auch wenn das Buch dennoch flüssig lesbar ist. Es erfreut das Herz des Germanisten, schon längst vergessen gewähnte, bezaubernde Wörter wie "sintemal", "hold", "darob" etc. wieder verwendet zu sehen.

Unter den Gravamina ist zunächst die Tatsache zu vermerken, dass das Buch in seiner schonungslosen Radikalität auf einige Leser abschreckend wirken mag. Des Weiteren besteht gewiss auch die Gefahr, dass die Gesellschaftskritik mitunter als reine Provokation verstanden werden kann, was natürlich der offensichtlichen Intention des Autors zuwiderlaufen würde. Etwa ärgerlich nehmen sich auch einige doch recht auffällige Schlampigkeitsfehler in punkto Orthographie aus, doch sind diese, wie der Verlag auf Anfrage versicherte, in zukünftigen Auflagen bereits getilgt.
Fazit
Insgesamt darf von einem sehr eigenständigen, ungewöhnlichen Buch gesprochen werden, dem man die Freude des Autors am Erzählen und am Spiel mit der Sprache, aber auch den sozialkritischen Hintergrund deutlich anmerkt. Bestseller und leichte Unterhaltung mag man anderswo suchen.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne

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Vorgeschlagen von Moritz Schwarz [Profil]
veröffentlicht am 12. Oktober 2007

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