Claudine erwacht ist der 1.Teil von 4 Romanen über Claudine.
Diese Geschichte spielt Anfang des letzten Jahrhunderts von einem Ich-Erzähler
berichtet. Claudine führt diese Geschichte in Form eines Tagebuchs
Claudine, 15 Jahre alt, Tochter eines "Schneckenmanns" (wirklich viel
mehr erfährt man auch nicht) steht mit anderen Mädchen, die ihrer Meinung nach
unter ihrer Würde sind, kurz vor der Abschlussprüfung.
In der kurzen Inhaltsangabe im Buch wird Claudine als "neugierig,
phantasievoll, unschuldig und unbefangen" beschrieben. Der Eindruck, den
sie in der Geschichte vermittelt:
Claudine ist hinterhältig, egoistisch und verzogen, hat vor keiner
Menschenseele Respekt und behandelt alle in ihrer Umgebung wie es ihr gefällt-
meistens aber mit Verachtung und einem schadenfrohen Grinsen über deren
Minderwertigkeit. Sie verteilt Prügel wie andere Blumen, wenn eine Kameradin
ihre Nerven strapaziert und erfreut sich am Unglück der anderen.
Aber auch die anderen Charaktere sind keine Sympathieträger, höchsten
bemitleidenswert. Da ist zum Beispiel Marie, eine Klassenkollegin, höchst
ungeschickt und nahe am Wasser gebaut aber kann keiner Menschenseele was zu
Leide tun. Oder Anais, eine brutale Bohnenstange, die vor Neid schon chronisch
gelb ist, weil Claudine immer besser und schöner ist als sie.
Claudine ist die Klassenbeste, die Schöne mit der lieblichen Stimme, keiner ist
ihr gewachsen.
Das Internat wird von Mm.Sergent geleitet, unterstützt von der Hilfslehrerin
Mm. Aimée, an der Claudine reges Interesse zeigt, sie dann aber verachtet weil
Aimée eine Liebesbeziehung mit Mm. Sergent beginnt (was ich schon als sehr
gewagt empfinde, aber Colette schämt sich keiner anzüglichen Bemerkung. Der
Hausarzt, der einwenig zu oft nach dem Besten bei den Schülerinnen sieht, zeigt
unverschämt sein erotisches Interesse an Claudine und diese weiß ihre Augen
aufzuschlagen, dass der Distriktskandidat vollends seine eh schon minder
vorhandene Fassung verliert).
Die Geschichte endet damit, dass die Mutter Sergent dahinter kommt, dass ihre
Tochter (Mm Sergent) eine Affäre mit dem Distriktkandidaten hat und am Ball
Radau schlägt.
Gefundenes Fressen für Claudines Schadenfreude.
Fazit
Eine "Hanni und Nanni"-Schul-Geschichte sollte man nicht erwarten,
aber so was Dreistes und Unsympathisches wie Claudine ist mir noch nie
untergekommen. Man (besser gesagt ICH) wartet als Leser regelrecht, dass sie
selbst mal so richtig auf die Nase fällt, aber immer geht sie als die
Glorreiche davon.
Im 2.Teil enflieht Claudine der ländlichen Einöde nach Paris...
Vorgeschlagen von Diyani Dewasurendra
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veröffentlicht am 01. Oktober 2007 2007-10-01 21:31:57