"Der Gefangene von John Grisham" ist ein sehr ungewöhnlicher
Thriller. Die Story erscheint zunächst einfach: In einer amerikanischen
Kleinstadt gerät ein psychotischer Baseballspieler unter Verdacht, einen
Sexualmord begangen zu haben. Er wird zum Tode verurteilt und siecht jahrelang
unter menschenunwürdigen Bedingungen in der Todeszelle dahin, bis kurz vor
seiner Hinrichtung aufgrund einer DNA-Analyse seine Unschuld bewiesen werden
kann. Die Geschichte erhält Komplexität durch die nüchterne Schilderung der
Lebensgeschichte von "Ronnie", der sich nach einer verkorksten
Sportlerkarriere einem bescheiden ausschweifenden Leben mit viel Alkohol hingibt
und zum Störenfried der Kleinstadt wird. Grund genug, ihn für ein Verbrechen
schuldig zu halten, das er nicht begangen hat. Er wird zum bequemen Werkzeug
ehrgeiziger Kleinstadtsheriffs und einer Justiz, die sich mit absurden Methoden
und falschen Zeugenaussagen einen passenden Täter zurecht schustern und auch
noch für einen Komplizen sorgen: Ronnies Kumpel Dennis. Auch in einem parallel
gelagerten Fall werden in der Kleinstadt Ada zwei Verdächtige herbeigezaubert,
mit falschen Indizien überführt und zum Tode verurteilt. Der Leser erfährt,
wie leicht ein Verdächtiger in einem Mordprozess verurteilt werden kann, wenn
nur die Justiz blind und bequem, die Polizei korrupt und die Geschworenen
beeinflussbar sind.
Fazit
"Der Gefangene" ist nicht in erster Linie ein Buch gegen die
Todesstrafe in den Vereinigten Staaten, er zeigt vielmehr die Gefahren einer
parteiischen, voreingenommenen Rechtssprechung auf, die einen Unschuldigen den
Kopf kosten kann. Der Roman basiert auf Tatsachen, auf die John Grisham in einem
Nachwort eingeht.
Vorgeschlagen von Hendrik Simon
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veröffentlicht am 12. September 2007 2007-09-12 07:49:57