Kein Tag vergeht in der schwedischen Familie Hall ohne temperamentvolle
Diskussionen über Filme. Tochter Lucille hat eine kleine Serien-Rolle
ergattert und fühlt sich nun als Star. Sohn Jalle rezensiert für die
Lokalzeitung gerade ein Jugendbuch mit dem Titel Soap. Außerhalb von Familie
und Schule widmet Jalle sein Leben dem örtlichen Drei-Personen-Film-Club, der
Filme zeigt, die außer den Club-Mitgliedern niemanden interessieren. Jalles
Freund Karl-Inge, Spitzname Kino, besitzt 600 Kassetten mit Video-Filmen. Den
weißen Hai zum Beispiel kann der redselige Kino komplett auswendig, "jede
Einstellung, jeden Schnitt, alles". Ihre gesamte Freizeit verbringen die
beiden jugendlichen Cineasten mit dem Austausch von Filmzitaten und beim Planen
ihrer Zukunft als Regisseure. Firma Kino + Hall - klingt viel versprechend.
Für die Anschaffung einer professionellen Filmausrüstung unterwirft Kino sich
einer strengen Pfannkuchen-Diät; denn Pfannkuchen sind in der Schulkantine am
billigsten. Mit der praktischen Umsetzung ihrer Ideen beim Drehen des ersten
Kurzfilms hapert es noch; einer der Hauptdarsteller, der Hund der Nachbarin,
verunglückt am Set. Doch anstatt ihre Schandtat zu beichten, verstricken die
beiden Nachwuchs-Talente sich in einer grotesken Entführungsgeschichte. Auch
der lukrativ wirkende Auftrag, im Schloss derer von Skillingevik eine noble
Geburtstagsfeier zu filmen, nimmt ein übles Ende. Jalles absurde filmischen
Höhenflüge werden auf der Feier von einer wenig Soap-Opera-haften Wirklichkeit
weit in den Schatten gestellt.
Obwohl Jalle beim Gedanken an Sex immer gleich rot wird, verliebt er sich
schließlich in seine Klassenkameradin Jytte Hansen, die neu aus Dänemark
zugezogen ist. Als Redakteurin der Lokalzeitung stellt ausgerechnet Jyttes
Mutter mit einer engagierten Pressekampagne Jalles Vater als korrupten
Gemeindeangestellten bloß. Das Leben eines Pubertierenden ist so schon
aufreibend genug, nun muss Jalle sich zu allem Überfluss noch für seinen
peinlichen Vater schämen. Wer war doch gleich auf die absurde Idee gekommen, es
sei leicht, jung zu sein? Schließlich gelingt es Jalle und Kino tatsächlich,
ihr lang ersehntes 12-Minuten-Remake "Der Sommer mit Monika" zu
drehen.
Fazit
Jalles und Kinos Leben ist voller größenwahnsinniger Ideen, verrückter als
eine Soap, bescheuert, peinlich und streckenweise lebensgefährlich. Jyttes und
Jalles traurig-romantische Liebesgeschichte und die Erlebnisse von Kino+Hall
schildert Mats Wahl gewohnt souverän mit Humor und Einfühlungsvermögen in
seine jugendlichen Helden.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 01. September 2007 2007-09-01 18:05:39