Anna Frederes Nickname lautet Penthesilea. Im Chat kann 17-Jährige ihr
bedrückendes Leben für kurze Zeit vergessen. Annas Mutter Annemarie hat eine
bipolare Störung, sie ist manisch-depressiv. Anna hat die Hochs und Tiefs der
Krankheit miterlebt und fürchtet nun, dass ihre Mutter den Arbeitsplatz
verlieren wird. Geld war schon immer knapp, doch wie sollen Mutter und Tochter
dann zurechtkommen? Ihrem Klassenlehrer zu erklären, warum sie die Ski-Reise
ihrer Klasse nach Oberstdorf nicht bezahlen kann, dazu hat Anna nun wirklich
keinen Nerv. Anna braucht sofort einen Job, um die Fahrt bezahlen zu können;
das Problem der Ski-Klamotten wird sich später lösen lassen.
In einem Chat-Raum mit der Bezeichnung "Hilfe" trifft Anna den
Teilnehmer "nonverbal" - stets hilfsbereit, immer gut informiert,
auch über Annas Schulstoff. Nonverbal scheint 16 Stunden am Tag online zu
sein. Anna hat sich stets an die Tipps zum sicheren Chatten gehalten, die eine
andere Teilnehmerin ihr gegeben hatte. Nonverbal weiß deutlich mehr über Anna,
als sie im Chat von sich preisgeben hat. Sie ist beunruhigt: sollte nonverbal
sie zufällig persönlich kennen? Und wenn es so wäre, wer ist ihr geduldiger
Berater aus dem Chat? Aus nonverbals Beiträgen hatte Anna geglaubt, seine
Persönlichkeit einschätzen zu können. Auch der Teilnehmer darkangel mit
seinen düsteren Andeutungen scheint mehr von Anna zu wissen, als ihr lieb ist.
In Annas wirklichem Leben gibt es den zuverlässigen Jonas, Sohn ihres
Klassenlehrers, Wolli, der anscheinend ein Problem mit Nähe hat und ihre
Lieblings-Cousine Feli, die bisher noch in jeder Situation Rat wusste. Nachdem
es während der Klassenfahrt zu einem üblen Vorfall gekommen war, laufen nach
der Rückkehr der Klasse reale und virtuelle Beziehungen völlig aus dem
Ruder.
Das Penthesilea-Projekt ist eine Gemeinschaftsarbeit der Autorin zusammen mit
vierzehn Schülern.
Penthesilea-Projekt
Fazit
Die Leser des Penthesilea-Projekts stolpern über eine auffällige Häufung von
Zufällen und entdecken, dass zur Entstehungszeit des Projekts Chatten weniger
alltäglich gewesen sein muss als im Erscheinungsjahr des Buches. Annas
virtuelle und reale Verwicklung in Liebe, Freundschaft und Eifersucht wird
fesselnd geschildert, die vielen unterschiedlichen Charaktere des Buches sind
glaubwürdig und differenziert dargestellt. Wie das Autorenteam das Spiel mit
virtuellen Identitäten aus unterschiedlichen Perspektiven darstellt, finde ich
außergewöhnlich spannend.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 23. August 2007 2007-08-23 09:47:05