Milton Friedman ist neben John Maynard Keynes wohl der einflussreichste Ökonom
des 20. Jahrhunderts. Lanny Ebenstein hat kurz vor Friedmans Tod am 16. November
2006 seine Biographie über Friedman abgeschlossen, die Leben und Lebenswerk des
Wirtschaftsnobelpreisträgers beleuchtet.
Kennzeichnend für Friedmans wissenschaftliche Methode ist sein ausgeprägter
Empirismus. Friedman selbst machte keinen Hehl aus der Bewunderung für Keynes
theoretische Fähigkeiten. Er bezweifelte nicht ihre theoretische
Schlüssigkeit, sondern hielt sie empirisch für falsch. Friedmans
wissenschaftstheoretischer Ansatz ist von Karl Popper geprägt. Wie Popper
glaubte auch Friedmann, dass jede wissenschaftliche Theorie "getestet"
werden muss.
Das fundamentale Hauptwerk "A Monetary History of the United States"
ist die praktische Umsetzung seiner erkenntnistheoretischen Annahmen. Es ist der
Versuch seine Grundthese, dass Inflation immer ein monetäres Phänomen sei,
empirisch anhand der Finanzgeschichte der Vereinigten Staaten zu
überprüfen.
Milton Friedman trat im Laufe seines Lebens mit zahlreichen konkreten
politischen Vorschlägen hervor. Friedman entwickelte die Idee der negativen
Einkommensteuer und das Konzept das Bildungssystem auf der Basis von
Bildungsgutscheinen zu erneuern. Besondere Irritationen lösten Friedmans
Vorschlag Drogenkonsum generell zu legalisieren, und somit das organisierte
Verbrechen zu besiegen. Friedman erhoffte sich einen ähnlichen Effekt wie mit
der Abschaffung der Prohibition Anfang der 30er Jahre.
Friedman unterstützte als Berater einen Präsidentschaftskandidaten und zwei
Präsidenten: Barry Goldwater, Richard Nixon und Ronald Reagan. Sein Einfluss
auf Politik und Öffentlichkeit ist mit der keines anderen Ökonomen außer
Keynes vergleichbar. Etwa durch die populäre Serien Free to Choose, die ein
breites Publikum mit Friedmans wirtschaftspolitischen Ideen bekannt machte.
Gerade deshalb war Friedman auch massiven Angriffen ausgesetzt. Friedmans Gegner
stellten vor allem den Einfluss Friedmans monetaristischer Schule auf die
Wirtschaftspolitik des chilenischen Diktator Pinochet heraus. Friedmans
Gespräche mit dem kommunistischen Regime waren wesentlich intensiver (und
global gesehen wohl auch folgenreicher) als mit den Machthabern in Chile, ohne
dass ihm dies je vorgeworfen wurde.
Der ganzen Bedeutung des führenden Liberalen im Kontext des Kalten Krieges, dem
Durchbruch von Reagonimics und Thatcherismus und der Transformation der
kommunistischen Staaten, harrt noch seiner Aufarbeitung. Dies kann diese kurze
Biographie nicht leisten, aber ich empfehle das Buch jedem, der sich ohne
großen Aufwand ein Grundwissen über Leben und Werk von Milton Friedman
aneignen möchte. Das Buch ist in einem einfachen Englisch geschrieben und
flüssig zu lesen.
Fazit
Das Buch erfüllt sicherlich nicht die Funktion einer groß angelegten
wissenschaftlichen Biographie. Als Einführung und Überblick über Leben und
Werk von Milton Friedman ist es aber eine wertvolle Lektüre, besonders so lange
keine umfassenden quellenkritische Arbeiten von Historikern vorliegen.
Vorgeschlagen von Gerard Bökenkamp
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veröffentlicht am 16. August 2007 2007-08-16 16:01:17