Auf Inseln ticken die Uhren immer etwas anders. So geht es André Surprenant
schon lange, denn er ist Polizist im kleinen kanadischen Ort Cap-aux-Meules auf
den Magdaleneninseln (interessanterweise mit Madeleine-Inseln übersetzt, nach
dem französischen Originalnamen Îles-de-la-Madeleine) und als solcher kennt er
seine Nachbarn. Gemütlichkeit und der immergleiche Rhythmus des Jahres prägen
das Leben, bis Rosalie Richard, die Tochter des Bürgermeisters, eines Morgens
tot aufgefunden wird - der erste Mord der Insel seit fünfzehn Jahren ist
geschehen! Und natürlich greift direkt ein Ermittler des Bundeskriminalamts
ein, der - ebenso wie Surprenant - eine Beförderung wittert: Denis Gingras, der
sich als arroganter Polizist schon einen Namen gemacht hat, wird eingeflogen.
Die Ermittlungen nehmen ihren Lauf. Gingras stellt ziemlich schnell einen
Bewohner an den Pranger, dem er die Schuld in die Schuhe schiebt. Damien
Lapierre wurde doch vor zwanzig Jahren schon einmal wegen des Mords an einem
Mädchen verurteilt, also wird er auch Rosalie umgebracht haben. Doch für
Surprenant sprechen zu viele Fakten gegen Lapierre, weshalb er lieber auf eigene
Faust ermittelt - und auf eigenes Risiko. Gingras lässt sich nur sehr ungern in
seine Arbeit hineinreden und Surprenant droht großer Ärger. Nach und nach wird
aber immer klarer, dass die Aufklärung so leicht nicht sein kann, wie sie sich
der eingeflogene Topermittler gemacht hat. Drogengeschäfte, Fischereilizenzen
und Gespräche mit der Psychologin müssen auch bedacht werden. Surprenant kommt
der Lösung immer näher...
Fazit
Jean Lemieux' Roman, als handliches Taschenbuch mit rund dreihundert Seiten im
Frühjahr auf deutsch erschienen, nachdem er auf französisch schon 2003 verlegt
und 2004 mit dem Literaturpreis der "Association France-Québec /
Philippe-Rossillon" ausgezeichnet wurde, ist kaum eindeutig zu bewerten.
Auf der positiven Seite sei der Polizist Surprenant zu erwähnen, der klar
gezeichnet eine gute, wenn auch nicht immer rational handelnde Person abgibt.
Seine Beweggründe in Ermittlung sowie "Kampf" gegen Gingras sind
einleuchtend. Der Handlungsort ist wohlgewählt, wirken die Inseln doch sehr
jungfräulich im Bezug auf Morde. Auch die Lösung des Falles bleibt sehr lange
ausschließlich dem Autor bekannt. Und doch ist das "Gesetz der Insel"
kein übermäßig guter Roman. Auch wenn die ganze Handlung sich nur über
wenige Tage erstreckt, dümpelt der Roman phasenweise vor sich hin, ohne dass
der Leser einen Fortschritt in der Ermittlung erkennt.
Vorgeschlagen von Nico Haase
[Profil]
veröffentlicht am 31. Juli 2007 2007-07-31 11:56:36