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Håkan Nesser: Und Piccadilly Curcus liegt nicht in Kumla

Und Piccadilly Curcus liegt nicht in Kumla

von Håkan Nesser
Verlag: Berliner Taschenbuch Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Krimi
ISBN-13 978-3-442-75094-8

Preis: 2,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 22. November 2024]
Hakan Nesser knüpft mit diesem Adoleszenzroman, der meines Erachtens deutlich in der Tradition von Salingers: "Fänger im Roggen" steht (in dessen Lektüre der Protagonist, der 17-jährige Mauritz zu dieser Zeit, Sommer 1967, vertieft ist) an seinen früheren Roman: "Kim Novak badete nie im See Genezareth" an. Es gibt auch mehrere Anspielungen an den in "Kim Novak" beschriebenen Mordfall, der von Mauritz erwähnt wird. Ermordet wird der Vater von Mauritz Freundin Sieghild, einem brutalen Uhrmacher, der - häufig betrunken - ein Familientyrann ist. Er und seine Frau Esther passen so gar nicht zusammen. Geschildert werden die Geschehnisse aus Mauritz-Sicht, der als Ich-Erzähler fungiert. Trockenen Humor und Witz zeichnet diesen Roman ebenso aus wie die einfühlsame Schilderung der Welt der Jugendlichen, in die sich Nesser, der zu jener Zeit so alt war wie sein jugendlicher Held, wirklich gut hineinversetzen kann. Mauritz macht eine Entwicklung durch - er wird zum Mann. Erneut ein Roman, der subtile Spannung aufbaut und eine Geschichte rückblickend erzählt. Im Gegensatz zur sogenannten "Private Eye"-Literatur der klassischen Detektive amerikanischer Hard-boiled-Romane wie Hammet oder Chandler kennt hier der Autor die Geschehnisse und - wie sich zeigen wird, den Täter. Zu Beginn des Buches wird erzählt, wie er sich mit einer - dem Leser zunächst unbekannten - Frau treffen will, die eine wichtige Rolle in Mauritz Leben spielen wird, wie sich am Schluss des Romans erweist...
Ich konnte auch diesen Roman, ähnlich wie "Kim Novak" nicht mehr loslassen, so hat er mich gefesselt. Ich konnte mich gut in die Welt von Mauritz hineinfühlen. Mir gefallen daher beide Romane auch noch besser wie die - ohnehin schon guten - Krimis um Kommissar Van Veteren. Allerdings fand ich "Kim Novak" noch zauberhafter, noch subtiler und fesselnder als dieses Werk, vielleicht auch deshalb, weil in "Kim Novak" der Täter nicht gefunden wird. Dort gibt es - im Gegensatz zu diesem Buch - ein echtes offenes Ende. Ansonsten sind die Parallelen auffällig - beide Romane spielen im gleichen Ort, jeweils im Sommer im Abstand von 5 Jahren. Beide handeln von Adoleszenz und Freunschaft - einmal, in "Kim Novak" geht es um die Freundschaft zweier 14-jähriger Jungen, hier um die sich leise entwickelnde Freundschaft zwischen Mauritz und Sieghild. Beide Titel verbindet gute authentische Charakter- und Landschaftsbeschreibung und verrät eine Kenntnis der seelischen Empfindungen und Abgründe, dass er meines Erachtens nicht nur an gute Thriller Patricia Highsmiths, mit denen die Kritik Nesser zu recht verglichen hat, sondern mich auch an Dostojewskis Helden erinnert hat. Dieser wird in diesem Buch sogar erwähnt; für mich ein Zeichen, dass Nesser sich dieser Wurzeln wohl bewusst ist.

Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 14. Mai 2005

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