Shakespeare war für Dietrich Schwanitz "der Dichter aller Dichter",
der Ausgangspunkt seines seines philologischen, philosophischen Lebenswerkes und
seiner literarischen, überaus erfolgreichen, Karriere. Nach seiner Emeritierung
im Jahre 2002 begann er mit einem einzigartigen Projekt: Er wollte sämtliche
Dramen William Shakespeares nicht nur nacherzählen, sondern auch
interpretieren. Er begann mit "Hamlet". Dietrich Schwanitz erzählt
das Drama, beschreibt die Beziehung bzw. die Beweggründe der einzelnen
Personen, aber auch das Nichtgesagte, die Gesten, die Körpersprache wird
erläutert. Nebenbei erfahren wir, dass Brecht Hamlet bitter unrecht tat, als er
ihn als fetten Menschen beschrieb. Das war ein Übersetzungsfehler: Als seine
Mutter, die Königin, ihn "fat" nannte, steht dieses für verschwitzt.
Und Schwanitz berichtet, wie Shakespeare ihm in jungen Jahren schon weiterhalf:
In seiner Schulklasse wurde er von den stärkeren Jungen nicht anerkannt und
ständig gehänselt, bis er eines Tages ihnen alle wüsten Schimpfworte an den
Kopf warf, die er bei Shakespeare gefunden und auswendig gelernt hatte
Fazit
Dietrich Schwanitz Tod 2004 liess sein Vorhaben, alle Dramen zu interpretieren,
unbeendet. Wie bedauerlich! Denn es war das erste Mal, dass ich mit grossem
Vergnügen "Hamlet" erlebte und genossen habe.
Vorgeschlagen von Karin Rieck
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veröffentlicht am 28. April 2007 2007-04-28 22:19:53