Der Norweger Thor Roarson will
mit seiner deutschen Frau Katja Kinder haben. Seine Schwester Liv
rettet umsichtig ein Stück des Hochzeitskuchens, damit es bis zu
Geburt des ersten Kindes eingefroren werden kann. Dass Katja sich
noch keine Zukunft mit Kindern vorstellen kann, wird Thor erst
allmählich klar. Katja hatte 1976 bei ihrer Flucht aus der damaligen
DDR in den Westen ihren Mann und ihre wenige Wochen alte Tochter
zurück gelassen. Welche Folgen ihre "Republikflucht" für
alle Angehörigen im real existierenden Sozialismus haben würde,
hatte Katja damals vermutlich lieber nicht wissen wollen. Selbst als
kurz vor der Wende schon Besuche zwischen Ost und West möglich
waren, hatte sie einen Kontakt zu ihrer Familie bewusst vermieden.
Nach 15 Jahren kehrt sie auf Thors Drängen hin allein in ihren
Heimatort auf der Insel Usedom zurück, um Kontakt zu ihrer Tochter
Barbara zu suchen. Katja, ihr Exmann Helge, Barbara und die beiden
Elternpaare müssen sich mit längst vergangenen Ereignissen
auseinandersetzen. Zunächst erscheint eine Begegnung der Beteiligten
aufgrund des jahrelang angestauten Grolls unmöglich.
Fazit
Angelika Joval beschreibt sehr sachlich und schlüssig einen
Familienkonflikt, der durch die deutsche Teilung zu einem
persönlichen Trauma für die Beteiligten wurde. In miteinander
verwobenen Rückblenden auf verschiedene Stationen in Katjas Leben
stellt sie den schwierigen Umgang zwischen Ossis und Wessis treffend
dar. Sehr glaubwürdig ist auch ihre Beschreibung der Sicht Barbaras,
die schon früh an den Erklärungen der Erwachsenen gezweifelt hatte
und selbst nach Informationen über ihre leibliche Mutter zu suchen
begann.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 26. März 2007 2007-03-26 19:42:02