Jürgen Todenhöfer liefert eine hervorragende Darstellung der Beziehungen
zwischen den USA einerseits und den islamischen Ländern, insbesondere
Afghanistan und Irak andererseits. Todenhöfer, lange Zeit
entwicklungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, kennt die
Länder über die er schreibt, aus eigener Anschauung. Nicht zufällig beginnt
die Darstellung mit Todenhöfers gefahrvoller Reise in das von der Sowjetunion
besetzte Afghanistan 1980. Todenhöfer, der nach eigenem Bekunden die
Bevölkerung der USA wegen ihrer Unkompliziertheit sehr schätzt und das Land
mag, kann nicht vorgeworfen werden, auf "einem Auge blind" zu sein. Er
berichtet fesselnd von eier Reise nach Bagdad, die er Ostern 2002 mit seinem
18-jährigen Sohn unternommen hatte. Er zitiert aus Briefen, die er u.a. an den
amerikanischen Präsidenten Bush schrieb. Dort heißt es u.a.: "Die USA
können mi einem klugen politischen Vorgehen bei der irakischen Regeung fast
alles erreichen - Waffeninspektionen, eine effekivere Rüstungskontrolle,
Gewaltverzichtsverträge mit den Nachbarn, Frieden mit Israel, eine Sicherung
der Erdölversogung sowie eine wirksame Beteiligg am Kampf der USA gegen en
internationalen Terrorismus... Ich befürchte, dass Sie mit einem Angriff auf
den Irak Ihre legitimen Ziele nicht ereichen werden." Ein Präventivkrieg,
so führt Todenhöfer zu recht aus, wäre ein völkerrechtswidrger
Angriffskrieg. Auch die wirtschaftlichen Folgen wären verheerend, da die Kosten
auf minstens 10 bis 200 Milliarden Dollar geschätzt würden (S. 202). Vor
allem: es gibt laut Todenhöfer eine Alternative zum Krieg: eine erfolgreiche
Politik der Eindämmung, die er in 8 Punkten zusammenfasst (S. 217/18). Wenn
dieser Weg nicht gegangen wird, so führt Todenhöfer überzeugnd aus, treibt
die desillusionierte Bevölkerungin den Terrorismus. Es könnte sein, dass die
Anschläge auf Djerba, Bali und Mombasa nur in leichtes Vorgeplänkel dessen
waren, was auf uns zukommt."
Fazit: "DIe USA sind durch den Zusammenbruch der Sowjetunion in ihre
weltpolitische Führungsrolle geradezu hineingestoßen worden. Diese Rolle
bringt nicht nur Rechte sondern auch Pflichten mit sich. Wenn die USA unsere
Welt in eine lebenswerte Zukunft führen wollen, müssen sie von einer
militärischen zu einer moralischen Supermacht werden. Sie müssen dabei... auf
die Attraktivität und Verführungskraft ihrer Werte, ihrer Konzepte und Ideen
vertrauen, statt diese mit brutaler Gewalt durchzusetzen. Sie müssen vor allem
aufhören, die machtlosen Länder der Dritten Welt immer wieder zu erniedrigen
und zu demütigen."
Fazit
Diese Weisheiten in der derzeit angespannten weltpolitischen Situation prägnant
und verständlich nicht nur für Fachpublikum, sondern auch für breite
Bevölkerungskreise verständlich dargestellt zu haben, darin liegt - wie bei
den Publikationen des Islam- und Nahost-Experten
Peter Scholl-Latour - der Verdienst
Todenhöfers. Emil Zola hat in der Dreyfuss-Affaire sein berühmtes
"J'accuse" an den Präsidenten der damaligen französischen Republik
gerichtet. Das "J'accuse" des 21. Jahrhunderts könnte meines
Erachtens dieses beeindruckende Werk werden.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
[Profil]
veröffentlicht am 14. Februar 2003 2003-02-14 22:10:56