In den Wahlkämpfen der Bundesrepublik spiegelt sich nicht nur die jeweilige
politische Kultur, sondern auch das aktuelle Zeitgeschehen wieder. Hetterich
betritt mit seiner Analyse der Bundestagswahlkämpfe zwischen 1949 und 1998
Neuland, war es bisher doch üblich, mit soziologischen Untersuchungen das
Wählerverhalten näher zu beleuchten und nicht, Wahlkämpfe und -strategien zu
analysieren.
Die vorliegende Untersuchung gliedert sich grob in drei Hauptkapitel. Zunächst
nimmt Hetterich eine Abgrenzung des Untersuchungsbereiches vor, indem er die
Rahmenbedingungen für Wahlkämpfe problematisiert. Dabei unterscheidet er
zwischen konstanten Bedingungen, wie Verfassung, Wahlrecht und politischer
Kultur, und variablen Bedingungen, wie Wählerverhalten, Entwicklung der Medien
und Parteienfinanzierung, um nur einige zu nennen. Der kurze Problemaufriss
macht jeden Leser schnell und kompetent mit der Materie vertraut.
Im zweiten Teil analysiert Hetterich die Wahlkämpfe in einer
Längsschnittanalyse nach den oben bereits angesprochenen Kategorien. Die
Wahlkämpfe werden nicht einzeln, sondern in ihrer Gesamtheit analysiert.
Hetterich begründet diese Vorgehensweise damit, dass es schwierig sei, Beginn
und Anfang eines Wahlkampfes überhaupt bestimmen zu können. Daraus ergibt sich
als Vorteil, dass die Rahmenbedingungen im Zeitverlauf konzentriert verfolgt und
abstrahiert werden können. Trotzdem erwächst aus der Analyse ein recht
lebendiges Bild der (west)deutschen Nachkriegsgeschichte. Sowohl z. B. die
Entwicklung der Parteien, die Etablierung des Fernsehens als
Hauptinformationsquelle, als auch die Neuerungen in der Öffentlichkeitsarbeit
der Parteien (Stichwort: Neue Medien und Personalisierung nach amerikanischem
Vorbild) finden in der Untersuchung ihren Platz.
Im dritten Teil erläutert Hetterich seine Schlussfolgerungen aus der
vorangegangenen Analyse der Rahmenbedingungen, die für den Leser deshalb
besonders nachprüfbar und auch einleuchtend erscheinen. Festzuhalten bleibt,
das die neue Herangehensweise geglückt ist und die Vorteile die Nachteile klar
überwiegen. Das Buch könnte zum Standardwerk für eine Einführung in die
politische Kultur und die ihr zugeordneten Bereiche werden.
Fazit
Ein recht lebendiges Bild der (west)deutschen Nachkriegsgeschichte.
Vorgeschlagen von Jan C. Rode
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veröffentlicht am 15. Februar 2003 2003-02-15 02:50:15