"Hypercannibal" handelt von drei Personen, die sich, jede auf ihre
eigene Art und Weise, in schweren Identitätskrisen befinden, die sich zumeist
in Isolation, Depression und völliger Orientierungslosigkeit äußern. Es ist
daher nicht erstaunlich, dass diese drei Personen im Verlaufe der Handlung
zueinander finden, selbst wenn es bei den beiden Brüdern Will und John
lediglich über den Schnittpunkt Elena, das spätere Opfer, geschieht. Entgegen
der Annahme, es handele sich um ein Buch über das Verzehren von Menschen,
stehen vielmehr die Verflechtungen zwischen den Personen im Mittelpunkt des
Geschehens. Die letztendliche Hinrichtung des Opfers, welche ohnehin nicht als
Höhepunkt der Handlung angesehen werden kann, da der Leser sich von Anfang an
bewusst über das Ableben Elenas ist, spielt nur eine untergeordnete Rolle, gibt
der Kausalität der Ereignisse jedoch einen zusätzlichen Schub, zumal der Akt
des Verspeisens letztendlich Ausdruck dessen ist, was alle drei Personen
miteinander verbindet: die Sehnsucht, mit einem anderen Menschen zu
verschmelzen, den Weltschmerz zu teilen, die Last des Lebens, derer sie sich
ausgesetzt fühlen, in der Fantasie einer vollständigen Zusammenkunft zweier
Individuen zu bewältigen, was sich im Verlauf des Romans im Versuch der
Personen äußert, sich diese Befriedigung in möglichst ungewöhnlichen
Sexualpraktiken zu verschaffen.
Sehr interessant beschreibt Kurth in verschiedenen Orts -und Zeitebenen die
verwirrende Beziehung der handelnden Personen, wobei man als Leser immer
mitdenken muss, wie weit die Handlung im Moment des Lesens tatsächlich
vorangeschritten ist, wer welche Identität annimmt und inwiefern die Personen
im Roman den gleichen Wissensstand teilen, wie man selbst.
Innerhalb des Romans wird dem Leser immer die psychische Tiefe einer
Gesellschaft vor Augen geführt, deren Individuen sich mehr und mehr voneinander
entfernen, in der sich die Suche nach Selbstverwirklichung und Identität als
elementare Sehnsucht erweist.
Fazit
Das Buch war interessant zu lesen. Die Handlung entpuppte sich als ergiebiger,
als es der Titel zunächst vermuten lies.
Vorgeschlagen von Florian Sieber
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veröffentlicht am 05. März 2007 2007-03-05 12:31:00