Den jungen Niederländer Rob zieht es 1935 fort aus der kleinbürgerlichen Enge
seiner Heimatstadt. Schon immer unangepasst und von einem unbändigen
Freiheitsdrang getrieben, verlässt er die Schule kurz vor dem Abschluss. Rob
findet Arbeit in einer südafrikanischen Goldmine. Der Kontakt zu seiner Familie
reißt ab. "Ein Leben weiter" finden wir den inzwischen 30-Jährigen
in japanischer Kriegsgefangenschaft auf dem Marsch zum Brückenbau über den
River Kwai. Ob Arbeit unter Tage oder Gefangenschaft in tropischem Klima, de Kat
skizziert in kargen Worten das Szenario. Die Details - Krankheit - Hunger -
Todesurteile - müssen die Leser selbst entwickeln. So wie in Südafrika der
Bantu-Junge Joshua Robs einziger Gesprächspartner war, wird es in der
Gefangenschaft sein Kamerad Guus. Auf dem Weg von Singapur nach Japan gerät
das Schiff mit den Kriegsgefangenen unter Torpedo-Beschuss. Rob kann sich
retten, Guus wird von nun an vermisst "in der Straße von Formosa".
Auf Robs weiteren Reisen, die ihn über Südafrika schließlich nach
Portugiesisch Ostafrika (heute Mosambik) führen, denkt er immer wieder über
Guus nach; rekapituliert alle Gespräche, die die beiden miteinander führten.
Mehrmals glaubt Rob, Guus zu sehen - und wird immer wieder enttäuscht. Über
Guus Leben meint man bald mehr zu wissen, als über Robs. Durch den Tod von Robs
Mutter wird die abgerissene Verbindung zwischen Rob und seinen Geschwistern
wieder aufgenommen. Zurück in den Niederlanden besucht er Guus alten Vater, um
ihm über die gemeinsamen Erlebnisse der beiden zu berichten. Erst im Gespräch
mit dem alten Herrn wird er sich über die Beziehung zu seinem eigenen Vater
klar. Mit 38 Jahren lebt Rob endlich wieder in Sicherheit; doch er fühlt sich
seltsam krank, hat den Krieg noch in den Knochen. Sein Leben scheint reduziert
zu sein auf eine japanische Akte über den niederländischen Gefangenen Rob.
Fazit
In knapper, eindringlicher Sprache zeichnet der niederländische Autor einen
Getriebenen, der nach Krieg und Gefangenschaft voller Fernweh von Hafen zu Hafen
reist, nirgendwo Fuß fasst. Zwischen den Ereignissen der Weltgeschichte und
Robs lakonischen Berichten zeigt de Kats kurze Erzählung erstaunlich viel
Gefühl. Beeindruckend!
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 05. März 2007 2007-03-05 09:50:26