Nach dem Krieg hatte sich die Familie von Renate Fabel, aus Berlin stammend, im
thüringischen Rudolstadt vorläufig eingerichtet. Die 10-jährige Renate stiess
in ihrem Lesebuch auf Theodor Fontanes Gedicht "Prinz Louis
Ferdinand", die wichtigste Zeile für sie war "Blauäugig, blond,
verwegen, und in der jungen Hand den alten Preussendegen". Sie fühlte sich
"dabei so richtig als Preussin und verliebte sich in den blonden
Preussenprinzen, der, soviel hatte ich damals schon begriffen, viel zu jung und
in voller Schönheit gefallen war. Louis Ferdinand - mein Märchenprinz."
Viele Jahre später beschloss Renate Fabel "ein wenig Licht ins Dunkel zu
bringen und mich dabei so nahe wie möglich an die Wahrheit zu halten." Der
Vater von Prinz Louis Ferdinand ist Prinz Ferdinand, der jüngste Bruder von
Friedrich dem Grossen, seine Mutter die bildhübsche Markgräfin Anna Elisabeth
von Brandenburg-Schwedt In der Thronfolge steht Prinz Louis Ferdinand (geboren
1772) weit hinten und es ranken sich um seine königliche Abkunft viele
Gerüchte. Mit 16 wird er Hauptmann in einem unbedeutenden Regiment und zum
erstenmal Vater. Er nimmt am Feldzug gegen Frankreich teil, häuft ungeheure
Schulden auf und verärgert damit seine Eltern. Er hat grosse Erfolge bei
adligen und nichtadligen Damen, sowohl deutschen als auch französischen. Er
nimmt an dem Feldzug gegen die Franzosen teil, wird 1793 bei Mainz verwundet und
kehrt als Held vom Schlachtfeld zurück. Sein Ruhm verbreitet sich und er wird
ständiger Besucher im Salon von Rahel Levin, lernt Goethe und Beethoven kennen
und verliebt sich in Prinzessin Friederike, die Schwester von Luise, der Frau
des Kronprinzen. Und so geht es weiter, mit seinen Eroberungen (oder auch
nicht), den mehr oder minder erfolgreichen Schlachten, bis er 1806, vier Tage
vor der Niederlage von Jena-Auerstedt, fällt.
Fazit
Es bedarf schon der Schwärmerei einer ursprünglich 10-jährigen, dann
gewachsen über viele Jahre, um aus Prinz Louis Ferdinand den strahlenden Helden
zu machen, den uns Renate Fabel präsentiert. Sie entschuldigt einfach alles bei
ihm: "Seine Geliebte wird schwanger von ihm. Louis ist eben sechzehn
geworden. Um ehrlich zu sein: Eine solche Affäre regte damals keinen gross auf,
in den Kreisen des Offizierskorps und des Adels war das fast gang und gäbe. Wie
viele Haushälterinnen brachten nicht Jahr für Jahr ihrem hochwohlgeborenem
Dienstherr ein Kind zur Welt?" 1795, mit 23 Jahren, hat Louis Ferdinand die
ungeheure Summe von 115000 Talern Schulden. "Vor allem erbost sie (die
Eltern) sein leichtsinniger Umgang mit Geld, die ewige Schuldenmacherei, die
allerdings auch damit zu tun hat, dass der Prinz viel knapper als andere in
seinem Alter und in seiner Stellung gehalten wird". Wie heisst es hier auf
S. 108: "Er könnte Grosses, ganz Grosses vollbringen, wenn - ja, wenn man
ihn nur liesse. Aber man lässt ihn nicht." Aber - ansonsten ist das Buch
recht nett und unterhaltsam geschrieben.
Vorgeschlagen von Karin Rieck
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veröffentlicht am 25. Februar 2007 2007-02-25 22:06:39