"Die Chronistin" ist der zweite historische Roman der
österreichischen Autorin Julia Kröhn.
Die Protagonistin Sophia, die eigentlich Ragnhild von Eitersheim heißt, hat
einen sehr egozentrischen und starken Charakter. Sie ist unaufhörlich auf der
Suche nach Wissen, das ihr Aufzeichnungen und Schriften vermittelt. Sophia
verfügt über die seltene Gabe, jedes gelesene Wort wortgetreu in Erinnerung zu
behalten. Diese Fähigkeit verhilft ihr zwar zu einem enormen Wissen, nicht aber
zu Anerkennung. Sie wird Vertraute von Königin Isambour, der Gattin von König
Philipp II. Isambour umgibt ein Geheimnis, dies will Sophia um jeden Preis
verbergen, jedoch mit ungeahnten Folgen. Doch Isambour wird von König Philipp
II bereits in der Hochzeitsnacht verstoßen. Die politischen Folgen zwingen ihn
jedoch sie später wieder als Ehefrau anzuerkennen. An all diesen Ereignissen
ist Sophia nicht unschuldig. Dass sie damit ihr eigenes Leben in ungeahnte
Bahnen lenkte wurde ihr erst später bewusst.
Die Handlung springt zwischen den Ereignissen im Damenstift zu Corbeil im Jahre
1245, wo Sophia viele Jahre zubrachte und der Zeit von 1184-1240 hin und her.
Hier muss man sich erst einmal hineinfinden. Teilweise wird man abrupt aus dem
Geschehen herausgerissen. Aber vielleicht macht dies gerade den Reiz aus, denn
nach wenigen Seiten übt die Erzählung eine Anziehung aus, die fast nicht
beschreibbar ist. Ganz ohne Höhen und Tiefen erfährt man nach und nach von
Opfern die erdrosselt im Stift vorgefunden werden. Sie werden weder betrauert,
noch macht man sich auf die Suche nach dem Täter. Bis zum Ende des Romans tappt
man über Motiv und Täter völlig im Dunkeln.
Es stört nicht, dass die Sprachwahl stellenweise sehr archaisch ist - mit einer
Einschränkung, das Wort deuchte fällt meiner Meinung nach viel zu häufig.
Fazit
Der 600-seitenstarke Roman fasziniert und fesselt den Leser viele Stunden.
Vorgeschlagen von Edelgard Kleefisch
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veröffentlicht am 19. Februar 2007 2007-02-19 08:02:34