An jedem Wochenende gehört ein Tag Jungmagier Cordovan, Zwerg Adorosch und Elf
Welion im Kampf gegen bewaffnete Ogerhorden. Ben und seine Freunde spielen
regelmäßig bis in die frühen Morgenstunden Abenteuerszenarien des Schwarzen
Auges, die in der phantastischen Welt Aventuriens inszeniert werden. Die Welt
der Pen-und-Paper-Rollenspieler wird von 20-seitigen Würfeln bestimmt; die
Stärken und Schwächen der aventurischen Helden sind auf Charakterbögen
festgelegt. Magier Cordovan hat Konkurrenz bekommen seit Jessica sich für Ben
interessiert. Ben schmeichelt das, doch seine Gedanken drehen sich um Merle, die
er seit seiner Kindheit kennt. Mit Merle zu reden, macht die Welt für Ben
kompliziert; denn Merle boykottiert ständig irgendetwas, weil es ihrer Ansicht
nach nicht fair gehandelt oder aus anderen Gründen abzulehnen ist. Auch Merle
interessiert sich neuerdings für Jungs. Was liegt da näher als bei Ben
nachzuhaken wie ein Junge so denkt. Merles Schwarm nennt sich Lars und soll eine
wichtige Rolle in der Schüler-Protestbewegung gegen das G8 und eine veränderte
Form der Schulzeugnisse spielen. Ben findet sich in der undankbaren Rolle des
guten Freundes und Beraters wieder, seine Kindheitsfreundin zu lieben, scheint
unter diesen Vorassetzungen unmöglich. In seiner Beziehung zu Jessica vermisst
Ben noch immer die Schmetterlinge im Bauch. Er mag sich auch noch nicht auf
Kompromisse einlassen, die zu Lasten seiner DSA-Runde gehen könnten. Um Merle
macht Ben sich inzwischen ernste Sorgen. Ihre Probleme kann ein geduldiger
Freund allein nicht mehr lösen. Die Schülerprotest-Aktion kann nicht der Grund
dafür sein, dass Merle offenbar alle Wut der Welt in ihrem Bauch angesammelt
hat.
Ben, dessen Gedanken bisher ausschließlich um seine Freunde und die Abenteuer
seines Rollenspielcharakters Cordovan kreisten, muss sich in der Situation
"Tausendmal berührt, tausendmal ist nichts passiert" über seine
Gefühle gegenüber seiner alten Freundin Merle klar werden. Ob er Jessica oder
Merle liebt, ändert nichts daran, dass diese Liebe in sein Leben als Mitglied
einer eingeschworenen Jungen-Clique integriert werden muss. In dieser
ausgezeichnet getroffenen Ausgangssituation können sich viele Jungen wieder
erkennen. Christian Linker überfrachtet Bens Leben jedoch mit weiteren
Problemen, die seine erste Liebesbeziehung in den Hintergrund drängen und den
Nebenfiguren Mesut und Bens älterem Bruder Frank nur wenig Raum lassen.
Fazit
Der Autor bietet keine simplen Lösungen an, legt seinen jugendlichen Figuren
jedoch zu viele Ansichten Erwachsener in den Mund. Absolut am Limit bringt mit
Ben eine interessante männliche Hauptfigur in die Welt der Jugendromane, wirkt
jedoch zu auffällig als ambitioniertes Problembuch.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 29. Oktober 2010 2010-10-29 09:28:12