Es ist die Beschreibung eines unmenschlichen Mannes, der keiner auch wie
gearteten Zuwendung fähig ist. Er ist ein absoluter Egozentriker, der
detailversessen seine Tagesabläufe und darin jede noch so uninteressante
Begebenheit schildert. Der nur sich und seine armseligen Gedanken sieht und
wichtig nimmt, unvorstellbar rücksichtslos ist und keinen Gedanken an die
Gefühle andere Menschen verschwendet. Die Geschichte: Es ist die Zeit des 1.
Weltkrieges. Kapitän Lars Tobiasson Svartmann, der in der schwedischen Flotte
Karriere gemacht hatte mit dem Ehrgeiz, eines Tages die Hauptverantwortung für
die Kartierung der geheimen militärischen schwedischen Fahrwasser übertragen
zu bekommen. Er ist verheiratet mit Christine Tacker und hat den militärischen
Auftrag, in den Stockholmer Schären neue Fahrwasser auszuloten. Eines Tages
trifft er auf einer der äussersten Schären eine einsam lebende Frau, Sara
Frederika. Er ist fasziniert von ihr. Doch bald geht sein Auftrag zu Ende und zu
Hause erwarten ihn seine Frau und ein geordnetes Leben. Er hintergeht beide,
verstrickt sich immer tiefer in das Lügengespinst, wird immer rücksichtsloser
und grausamer.
Der Stimme von Leonard Lausinck ist es zu verdanken, dass ich zuerst eine
Aversion gegen Lars Tobiasson-Svartmann entwickelte, dann eine Wut auf diesen
selbstgerechten, menschenverachtenden Egozentriker, der alles und jeden aus dem
Weg räumt, der ihm nicht in seine unausgegorenen, verqueren Pläne passt. Er
vermisst unentwegt Abstände und Tiefen, in der äusseren Wirklichkeit wie in
dem Meer. Bezeichnend ist sein wiederkehrender Traum: "Er träumte von
einer grossen Tiefe, er hielt sein Lot in den Händen wie ein Gewicht und sank
durch ein Meer, in dem sich der Wasserdruck nicht bemerkbar machte, es war eine
unbekannte Tiefe, die er entdeckt hatte und schon während er mit dem Lot in den
Händen langsam hinabsank, wusste er, dass sich der Meeresboden auf 14345 m
befand. Es war eine schwindelnde Tiefe und darin verbarg sich ein Geheimnis.
Ganz da unten gab es eine Welt und ein Leben, die dem entsprachen, was er selbst
lebte. Er sank der Tiefe entgegen, sacht, ganz ruhig, ohne Eile." Das
jähe und überraschend schnelle Ende, gemessen an dem endlosen, schmerzlich
langen und langweiligen, weil sich ewig wiederholenden Gedankengängen des Lars
Tobiasson Svartmann, hat mich und meinen (feministischen) Gerechtigkeitssinn
befriedigt. Wäre ich nicht so froh, dieses Hörbuch "erledigt" zu
haben, und ich habe es mir nur bis zum Ende angehört, weil ich keine Bücher
"ungelesen" weglege, käme ich in Versuchung, den Text noch einmal
abzuspulen und mitzuzählen, wie oft der Name Lars Tobiasson-Svartmann gesagt
wurde. Mankell schreibt nie Er- oder - Lars- oder Tobiasson-Svartmann, sondern
immer den vollen Namen bzw. alle Namen vollständig, was nicht nur unendlich
monoton und gelangweilt wirkt, sondern mich aufbrachte und zu der Überlegung
veranlasst, dass man so natürlich auch viel Text zustande bringt, denn das
macht wahrlich viel Text bzw. Worte aus.
Fazit
Fazit: Was will der Autor mir eigentlich mit dieser Geschichte sagen, ausser
dass auch langweilige, egozentrische Menschen grausam sein können? Aber muss er
das auch so langweilig und grausam erzählen? Denn das wusste ich auch vor
diesen 300 Minuten! Ein verstörendes, grausames Buch!
Vorgeschlagen von Karin Rieck
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veröffentlicht am 30. Januar 2007 2007-01-30 08:00:33