Jill Wasserstrom, Muley Wills und ihre Altersgenossen aus
Crossing California brechen nach
ihrem Schulabschluss zu neuen Erfahrungen auf. Jill, jüngere Tochter einer
gutbürgerlichen jüdischen Familie in Chicagos Stadtteil West Rogers Park,
provoziert sich gewohnt forsch durchs Leben. Sie experimentiert theoretisch mit
kommunistischen Ideen und tauft ihren Hund Fidel. Die emsige ehemalige
Schülerzeitungs-Redakteurin engagiert sich auch am Vassar College für die
Studentenzeitung. An ihrem Studienort Poughkeepsie sucht sie Edna, ihre
kapriziösen Großmutter mütterlicherseits, zu der Jills Eltern schon lange den
Kontakt abgebrochen hatten. Muley, zuverlässiger Sohn einer allein erziehenden
Mutter, hatte die Leser durch Langers ersten Roman wie durch einen Film
geführt. Während der Halleysche Komet sich auf die Erde zu bewegt, züchtet
Muley Erbsen für Experimente während des Flugs der Raumfähre Columbia und
sinniert über den Himmel als Projektionsfläche seiner geplanten Filme nach.
Muleys technisches Interesse an der Raumfahrt und sein Ehrgeiz lassen ihm
verblüffend viel Raum für persönliche und berufliche Experimente. Nach
allerlei Um- und Irrwegen stellt Muley fest: Um ihn müsse sich niemand sorgen -
das hätte er seiner Mutter doch stets gepredigt. Als Jill am Ende ihrer
Wanderjahre nach Chicago zurück kommt, erkennt sie das jüdische Viertel ihrer
Kindheit kaum wieder.
Fazit
Für die persönlichen Umlaufbahnen der Figuren in Langers Roman gibt es
zahlreiche Möglichkeiten zur Überschneidung. Man entfernt sich von den
anderen, trifft sich und verliert sich wieder aus den Augen. Die Leser verfolgen
wie Jills Generation ihr persönliches und künstlerisches Leben in den Griff
bekommt. Langer hat die Handlung in die Zeit zwischen 1982 und 1987 gelegt, eng
mit Chicagos Lokalpolitik und markanten Ereignissen der Astronomie und der
Raumfahrt verknüpft. Mit dem jungen Schwarzen Muley, der aus einfachen
Verhältnissen stammt, zeichnet er ein beeindruckendes Gegengewicht gegen die
starren bürgerlichen Normen der jüdisch-orthodoxen Gemeinde Chicagos. Als
Fortsetzung des ersten Bandes unbedingt lesenswert.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 27. Januar 2007 2007-01-27 10:27:28