Von der Sorge um sein Seelenheil getrieben, hat Tillas Vater bestimmt, dass sein
Herz nach seinem Tode nach Santiago de Compostela gebracht werden soll. Auch
plante der Kaufmann, dass seine Tochter Damian Laux, den Sohn des
Bürgermeisters, heiraten solle. Doch nach seinem Tod kommt alles anders. Der
Bruder widersetzt sich dem Letzten Willen seines Vaters. Ohne die Trauerzeit
einzuhalten, zwingt Tillas Bruder sie zur Hochzeit mit Veit Gürtler. Dieser
stirbt noch in der Hochzeitsnacht. Tilla kann nun weder zurück in ihr
Elternhaus, noch kann sie sich eine Zukunft im Hause Gürtler vorstellen. Da
schmiedet sie kurz entschlossen den Plan, das Herz ihres Vaters, nach Santiago,
zum Grab des Heiligen Jakobus zu bringen. Da sie ihre Pilgerreise als Mann
verkleidet antritt, muss sie manche Strapazen über sich ergehen lassen, um ihre
Tarnung nicht zu verlieren.
Tilla entwickelt sich zunehmend zur mutigen und aufopfernden Hauptfigur dieses
Romans. Sie gewinnt an Stärke und Ausdauer. So schafft sie es, obwohl sie vom
Hunger ausgezerrt ist, das schwere Pilgerkreuz zu tragen. Ihr durchaus als
heldenhaft zu bezeichnendes Verhalten stellt manche männliche Romanfigur in den
Schatten und nach einigen Seiten fiebert man mit der sympathischen
Protagonistin, dass sie ihr Ziel unbeschadet und erfolgreich erreichen möge.
Doch das Autorenehepaar Iny und Elmar Lorentz, die zusammen unter dem Namen Iny
Lorentz schreiben, haben für die junge Pilgerin einige Abenteuer auf ihrer
Reise vorgesehen, die Spannung versprechen. Beim Lesen des Buches kommt zu
keiner Zeit Langeweile auf. Einmal mit dem Lesen begonnen, möchte man es am
liebsten nicht mehr aus der Hand legen, bevor die letzte Seite erreicht ist. Der
Stil erinnert stellenweise an "Die Wanderhure", dies ist aber
keinesfalls nachteilig zu sehen. Auch in diesem Roman sind wieder Abenteuer und
Erotik der mittelalterlichen Zeit angemessen gepaart. Der Zeitpunkt, einem Roman
das Thema pilgern auf dem Jacobsweg zu widmen kann nicht besser gewählt sein.
Mancher Zeitgenosse berichtet aktuell über seine Erfahrungen und zieht
interessierte Leser magisch an.
Fazit
Faszinierende und überzeugende Schilderung einer Pilgerreise im Mittelalter mit
gutem Unterhaltungswert.
Vorgeschlagen von Edelgard Kleefisch
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veröffentlicht am 17. Januar 2007 2007-01-17 18:43:53