Nach dem Ritual unterhalb der St. Pauls Cathedral übernimmt der Bund der Fünf
die Führung der Vampire. Die blutigen Machtkämpfe finden ein Ende. Guardian
und Dilara stellen darüber hinaus Regeln für das friedliche Zusammenleben der
Untoten auf, während sich Calvin in Wales auf Die Suche nach seiner Mutter und
deren Vorfahren macht. In einer kleinen Ortschaft mit verschlossenen Bewohnern
kommt der junge Vampir einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur.
Derweil braut sich über den Köpfen der Vampire in London eine neue Gefahr
zusammen. Ein mörderischer Geheimbund aus Asien ermordet im Zeichen des Drachen
einen Blutsauger nach dem anderen...
Nach dem spektakulären Abschluss des letzten Bandes geht es im vorliegenden
Band zunächst etwas ruhiger weiter. Der Bund der Fünf muss sich etablieren und
die alten Rangordnungen neu bewertet werden, altbekannte Randfiguren tauchen
wieder auf und neue Handlungsfäden werden eröffnet. Dabei schaffen es die
Autoren,
Alisha Bionda
und
Jörg Kleudgen,
hervorragend die gespannten Verhältnisse der Mitglieder des Bundes
herauszuarbeiten. Gerade die Mondgöttin Luna Sangue, die selbst einen
gespalteten Geist besitzt, wird immer mehr zu einem Unsicherheitsfaktor und
kocht ihr eigenes Süppchen. Erstaunlich ist wieder einmal wie schnell man
wieder mit den Charakteren warm wird. Schon nach wenigen Seiten ist man wieder
voll im Geschehen involviert; ein weiterer Beweis für die einfühlsame und
lebensnahe Darstellung der agierenden Figuren.
Die neue Bedrohung durch den Geheimbund des Drachen verleiht dem Roman eine
mystische Note, in der die Spannung sehr subtil zu spüren ist. Die asiatische
Gefahr wirkt noch um ein vielfaches bedrohlicher, da die Vampire untereinander
immer noch Ränke schmieden und der Bund der Fünf sehr viel Mühe aufwenden
muss, um die alten Ratsmitglieder zu bezähmen. Der Gegner im Hintergrund bleibt
in diesem Band auch für den Leser eine unbekannte Größe, auch wenn seine
Motivation schon sehr früh offenbart wird. Die Reise von Calvin nach Wales, wo
er nach seiner Mutter forschen will, wird sehr düster und unheimlich
geschildert. Dabei werden Topoi der Horrorliteratur geschickt eingeflochten wie
sie einst Lovecraft immer wieder in seinen Geschichten verwendete. Einsame
verschlafen wirkende Ortschaften, fernab der modernen Zivilisation, mit
Bewohnern, die allesamt verschlossen sind wie eine verschworenen Gemeinschaft,
die ein schreckliches Geheimnis hütet. In diesem Fall ist es das Geheimnis der
Familie von Calvins Mutter.
Die Phasen der unterschwelligen, dräuenden Spannung werden dabei immer wieder
unterbrochen von den grausigen Morden und den Raubzügen der Vampiren, die sich
schließlich ebenfalls ernähren müssen.
Die Sprache ist anspruchsvoll aber dennoch flüssig zu lesen, die Dialoge wirken
echt und geben die Verhältnisse der Personen untereinander hervorragend wider.
Mit den Innillustrationen hat sich Pat Hachfeld in diesem Band selbst
übertroffen und dabei zwei wunderschöne und düstere Vampirportraits
geschaffen, welche die Protagonisten perfekt darstellen.