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Stefan George: Gedichte, Herausgegeben und mit einem Nachwort von Ernst Osterkamp

Gedichte, Herausgegeben und mit einem Nachwort von Ernst Osterkamp

von Stefan George
Verlag: Insel-Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Lyrik
ISBN-13 978-3-458-34778-1

Preis: 15,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. November 2024]
Es ist wohl niemandem mehr der erfolgreich realisierte literarische Anspruch, das Menschliche in Kunst und Kunst zur Kunstreligion konvertieren zu lassen, nachzuweisen, als dem Dichter Stefan George (1868-1933). Er wurde mit diesem Anspruch zum lichtbringenden Propheten, zum Verkünder einer Wiedergeburt des Menschen und seines Reiches.

Das Werk und die Gestalt Georges, sein Kreis und seine umfassende Wirkung ziehen nach wie vor und heute mehr denn je großes Interesse auf sich. Er schuf mit seinem künstlerischen Formwillen, einer eigenen Schrift, der strengen Komposition seiner Gedichtzyklen und einer hochstilisierten graphischen Gestaltung Gesamtkunstwerke, die ihn zu einem der avanciertesten Dichter seiner Zeit machten. Es lebt in seinen Texten ein unverwechselbarer Verstand, eine lyrische Strenge, die auch von Strenge mit sich selbst zeugt. Jene große Ernsthaftigkeit und die Strenge schufen eine Form, die einen einmaligen Text generiert. Davon zeugt nun die vorliegende Gedichtsammlung Georges.

Es ist dies eine Auswahl seines Werkes, welche das gesamte dichterische Schaffen darbietet, schlichtweg die neun Gedichtbände von den Hymnen (1890) bis zum Neuen Reich (1928). Sie wird hier ergänzt durch an die jeweiligen Gedichtzyklen zeitgebundene Porträts des Dichters. Folgende Zyklen vereint der vorliegende Band in einführender Auswahl: DIE FIBEL, HYMNEN, PILGERFAHRTEN, ALGABAL, DAS JAHR DER SEELE, DER TEPPICH DES LEBENS, DER SIEBENTE RING, DER STERN DES BUNDES und DAS NEUE REICH.

Auch der Begriff "Geheimes Deutschland", der das Verhältnis des deutschen Soldaten zu dem Dichter prägte, findet Erwähnung und liest sich einmal mehr als getragen von größerer Bedeutung, als man ihm diese heute zuerkennt. Und ist es schwer, diese lyrische Form mit konkretem Inhalt zu füllen, so gilt es zu bedenken, daß es vorrangig jene spirituellen und mythologischen Motive waren, welche die Gedankenwelt des politischen Widerstandes 1944 trugen und dafür stehen, daß Georges neues Reich nicht durch Politik herbeigeführt werden solle, sondern durch die Vernichtung aller Politik und durch das Ideal der "kunst für die kunst". - Eine selbstständige Kunst. Eine absolute Kunst, die nur noch die absolute Entsagung von jeglichem Profanen verheißt und in der einen gutbürgerlichen Weg verneinenden Tat des Grafen Stauffenberg ihren empirischen Widerhall fand. Und diese Tat war nicht profan.

Das "Geheime Deutschland" (207ff.) aus dem Zyklus "DAS NEUE REICH" - Georges letzter Gedichtband - liest sich damit umso spannender, denn vor diesem Hintergrund scheint noch einmal die deutsche Geistesgeschichte des frühen 20. Jahrhunderts in Gänze neu auf. Sie spiegelt sich in den eigenen Gedanken und führt dazu, daß der Leser analog zu reflektieren beginnt, um die auch von George getroffene Entscheidung eines Bruchs mit bürgerlichem Lebensideal nachzuvollziehen. Dadurch entstand bei George und seinen Anhängern ein eigener Lebenskreis, getragen von Selbstdisziplin und gelebter Ästhetik. Dieser Lebenskreis wird bei fortschreitender ernsthafter Lektüre auch dem Leser verständlich.
Fazit
Nehmen wir also das Werk Georges, die Idee einer Bindung des neuen Reiches ganz an die Kunst, die semantische Offenheit des Liedes und damit dieses vorzügliche Büchlein ernst, so ließe sich im Sinne des Dichters Rolf Schilling über George trefflich resümieren: "Und doch: Dieses Leben im Gleichnis, ein erfülltes Leben in später Zeit, bleibt in mancher Hinsicht trotz seiner überzüchteten Albernheit vorbildlich für uns. George hat es verstanden, (...), mit mancher Gewalttätigkeit gegen sich selbst, einen Lebenskreis zu gründen und zu wahren, der uns staunen macht. Denn dies ist die einzige, (...), noch mögliche geistige Lebensform: Eine Gemeinschaft von Freunden, die sich, fern von der widerwärtigen Plattheit des bürgerlichen Alltags und Kulturbetriebs, ganz der Schönheit weihen." (Rolf Schilling, Kreis der Gestalten. Zwölf Huldigungen, 1990, S. 17) - Dem ist wohl nichts hinzuzufügen. -
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Vorgeschlagen von Daniel Bigalke [Profil]
veröffentlicht am 04. Februar 2008

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