Susan Oakenfeld ist mit ihren 12 Jahren wahrscheinlich das jüngste Mitglied im
Debattierclub der Achtklässler. Kritisch wird in ihrer Familie Stil und
Wortwahl unter die Lupe genommen. Mutter Oakenfield schickt Susan und ihre
beiden jüngeren Brüder nach dem Anschlag auf das New Yorker World-Trade-Center
zum Onkel der Kinder ins sichere Kanada. Onkel Farley haust in der
Ewigkeitsbucht in einem Drifthaus, einer Art Holzschindel-verkleideter Galeone.
Ein sprachgewandter Papagei, geheimnisvolle Zeit-Piraten, ein sich zu den
aktuellen Ereignissen stets änderndes Wandgemälde und weitere maritime
Absonderlichkeiten versprechen phantastische Abenteuer. Die drei kleinen
Landratten plagen sich indessen mit der Seemannssprache: Backbord, Steuerbord,
Luv und Lee bleiben ihnen bis zum Ende des Buches ein Rätsel.
Als das Hausboot vom großen Sog ins Meer der Zeit gerissen wird und von Onkel
Farley und seinen Besuchern nicht manövriert werden kann, tauchen die
Meerjungfrauen Ihrer Wässrigen Majestät der "Königin Oktavia,
Unangefochtene Gebieterin über das Meer der Zeit und alle seine Ausläufer und
Zuflüsse", auf und bieten ihre Hilfe an. Für die Rettung des Drifthauses
verlangen sie Susans Unterstützung bei der Rettung einer Mit-Jungfrau. Noch
ahnen die Kinder nicht, welche Abenteuer zu Wasser, zu Land und in der Luft
ihnen bevorstehen.
Fazit
Der amerikanische Autor und Kritiker Dale Peck beginnt seine neue Buch-Reihe mit
dem bewährten Einstieg klassischer Abenteuerserien: Drei Kinder haben aus mehr
oder weniger plausiblen Gründen gerade unbegrenzte Ferien und erleben bei ihrem
exzentrischen Onkel phantastische Abenteuer. Der Aufenthalt der Kinder auf dem
in einer Zwischenzeit driftenden Hausboot verspricht spannende Unterhaltung. Das
maritime Szenario des Buches gefällt mir gut.
Weniger spannend finde ich in der deutschen Übersetzung des Buchs Pecks
inkonsequenten Sprachgebrauch; denn sprachliche Feinheiten sind für die
weitere Handlung wichtig. Ob Murray als Fünfjähriger oder als Zehnjähriger
aus dem hilfsbereiten Küchenaufzug steigt, wird auch durch seine Ausdrucksweise
deutlich. Als die Oakenfields noch in New York waren, lästerten die
Familienmitglieder in antiquierter, geschwollener Wortwahl über die
antiquierte, geschwollene Wortwahl des jeweiligen Diskussionspartners. Die
rechthaberische Susan fühlte sich wegen ihres englischen Vater sehr britisch
und distanzierte sich sprachlich von ihrer US-amerikanischen Umgebung. Peck
überhöht ihre Ausdrucksweise noch durch kursiven Druck betonter Worte. Nach
der Ankunft im Drifthaus drückt Susan sich plötzlich grundlos normal aus. Die
Sprache des Erzählers und die einiger Figuren wird nicht konsequent
durchgehalten; sie ist teils nachlässig, teils unzeitgemäß und für
jugendliche Leser unverständlich.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 29. Dezember 2006 2006-12-29 16:58:52