Hermann A. Schlögl, emeritierter Professor für Ägyptologie an der
Universität Freiburg in der Schweiz, hat mit dem vorliegenden Buch eine
umfassende und auf dem aktuellen Forschungsstand fußende Darstellung des alten
Ägypten vorgelegt. Dass das Buch dabei noch ausgesprochen lesbar und
ansprechend gestaltet wurde, ist ein weiterer Pluspunkt.
Ägypten war bereits in der Antike für Griechen und Römer ein wahres
Zauberland. Sie waren fasziniert von der uralten Geschichte, der Religion und
der Kultur des Nillandes. Und noch heute strömen Touristen in das Tal der
Könige oder nach Philae, um die alten Bauwerke zu bestaunen. Die Geschichte
Ägyptens ist teilweise jedoch nur schwer zu rekonstruieren. Die Frühzeit ist
von Mythen bedeckt, während in späterer Zeit zwar die Quellen teils
reichlicher fließen, teils aber auch recht subjektiv gefärbt sind - man denke
nur an die "religiöse Revolution" des Echnaton, der versuchte, den
Gott Aton zum Hauptgott zu erheben.
Schlögl beginnt seine Darstellung mit einem Überblick über das Land, die
Religion und einer Skizzierung der Forschungsgeschichte. Anschließend behandelt
er anhand einer chronologischen Gliederung die Geschichte und - wie der
Untertitel schon sagt - die Kultur des Landes. Dabei lässt Schlögl, der sich
auch durch die Übersetzung alt-ägyptischer Texte verdient gemacht hat, immer
wieder die Quellen sprechen: Eingeschoben in die Darstellung sind zahlreiche
Quellenausschnitte in deutscher Übersetzung, die, neben den zahlreichen Fotos,
die Erzählung angenehm auflockern. Doch auch Schlögls Schreibstil, der
hervorragend ist, trägt sehr dazu bei, dass auch der Laie bei der Stange
bleibt.
Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Mittleren und dem Neuen Reich. Die Früh-
und Spätzeit Ägyptens (erste jedoch notgedrungen), wobei letztere geprägt war
von Einfällen der Nubier und der Fremdherrschaft von Assyrern, Persern und
Makedonen, wird eher gestreift. Abgerundet wird das Buch durch einen Anhang, in
dem sich ein umfangreiches Register sowie eine recht erschöpfende Bibliographie
befinden.
Fazit
An und für sich kann ich Schlögls Buch nur loben. Allerdings hätte er m. E.
die Bibliographie durchaus etwas straffen können, um dafür manche Punkte,
gerade der Spätzeit, vielleicht etwas weiter auszuführen. Zudem fällt auf,
dass keine Anmerkungen beigegeben wurden, doch mag dies den allgemeinen Leser
wenig stören. Insgesamt liegt hiermit eine recht umfassende, gut geschriebene
und auch schön ausgestattete Gesamtdarstellung vor, der eine breite Leserschaft
zu wünschen ist.
Vorgeschlagen von B. Kiemerer
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veröffentlicht am 17. November 2006 2006-11-17 17:39:18