Düster wie die Straßen des Nachkriegs-Barcelonas ist auch die Seele des jungen
Daniel Semperes, der seine Mutter vor sechs Jahren verloren hat und seitdem
allein mit seinem Vater lebt.
Einziger Lichtblick: Der Vater betreibt einen kleinen Buchladen und die Welt der
Bücher das ist auch die Welt Daniels.
Als der Junge elf ist hält ihn der Vater für alt genug, um ihm einen
geheimnisvollen Ort zu zeigen: Den Friedhof der vergessen Bücher. "Der
Brauch will es, dass jemand, der diesen Ort zum ersten Mal besucht, sich ein
Buch aussuchen muss, dasjenige, das ihm am besten zusagt, und er muss es
adoptieren und darum besorgt sein, dass es nie verschwindet, dass es immer
weiterlebt."
Daniel entschließt sich für "Der Schatten des Windes" von Juian
Carax und von da an ist nichts in seinem Leben mehr so wie es war.
Was ist aus Julian Carax geworden? Wieso sind alle weiteren Exemplare von
"Im Schatten des Windes" aufgekauft und verbrannt worden? Wieso zeigt
ein befreundeter Buchhändler soviel Interesse an Daniels Exemplar? Daniel
entwickelt sich allmählich zu einem Detektiv. Und nicht nur das; alle
Begegnungen in seinem weiteren Leben, die Frauen, in die er sich verliebt, alles
scheint in Zusammenhang mit Julian Carax und "Im Schatten des Windes"
zu stehen.
Doch Daniel ist auch seiner Suche nicht allein. In Fermin Romero des Torres,
einem ehemaligen Penner mit abenteuerlicher Vergangenheit, findet er einen
unerschütterlichen Freund, fest an seiner Seite stehend und an Spitzfindigkeit
und Orginalität kaum zu überbieten. Er hilft tatkräftig mit, das Geheimnis um
Julian Carax zu lüften, das mittlerweile längst untrennbar mit Daniels Leben
verknüpft ist.
Fazit
"Im Schatten des Windes" ist ein großartiges Buch, das beste, das ich
seit langem gelesen habe.
Eindringlich, poetisch aber auch voller Sprachwitz lässt es ein Barcelona vor
dem Leser auferstehen, das duch eine geheimnisvolle Düsternis besticht, einen
in seinen Bann zieht und bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt. Es ist ein
Buch, bei dem man sich immer wieder dazu ermahnen muss, langsam zu lesen, damit
der Genuss länger anhält, denn schon nach wenigen Seiten weiss man, dass es,
wenn es einmal zu Ende ist, einen traurigen Abschied von ihm geben wird.
Vorgeschlagen von Anna Merzbacher
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veröffentlicht am 17. August 2003 2003-08-17 11:11:08