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Iny Lorentz: Die Wanderhure

Die Wanderhure

von Iny Lorentz (Biografie)
Verlag: Droemer Knaur [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: historischer Roman
ISBN-13 978-3-426-62934-5

Preis: 10,99 Euro bei Amazon.de [Stand: 04. November 2024]
Marie Schärer hat schon früh ihre Mutter verloren und wird nun unter der strengen Aufsicht ihres Vaters von der Wirtschafterin erzogen. Als Ruppertus Splendidus um Maries Hand anhält, ist ihr Vater überglücklich. Marie ist jedoch skeptisch und fürchtet sich vor der Ehe mit dem Unbekannten. Der Magister Ruppertus Splendidus hat es jedoch nur auf die reiche Mitgift abgesehen und ersinnt einen teuflischen Plan, der die Familie ins Unglück stürzt. Marie Schärer wird wegen Hurerei vor Gericht gestellt. Das Urteil: Gezüchtigt muss sie in Schande die Stadt verlassen. Die Hübschlerin Hiltrud findet sie total erschöpft am Wegrand und nimmt sich ihrer an. Die Ungerechtigkeit, die ihr widerfahren ist und die sich immer in Erinnerung rufenden Wunden ihrer Züchtigung spornen sie an, das Leben als Wanderhure durchzustehen. Fünf Jahre ihres Lebens wird sie von einem fast alles verzehrenden Hass auf ihre einstigen Peiniger getrieben, spart das Geld, das sie von ihren Freier erhält und findet schließlich wieder nach Konstanz zurück.

Meiner Meinung nach braucht dieses Buch von Iny Lorentz den Vergleich mit historischen Romanen der Spitzenklasse nicht zu scheuen. Geschichtlich aufgegriffen wird von der Autorin das Konztanzer Konzil von 1414--1418, welches von König Sigismund von Johannes XXII einberufen wurde, um die kirchlichen Zustände zu verbessern und die Ketzterei einzudämmen.
Anfangs hat man sich auf viele Namen einzustellen, dies ist zwar etwas verwirrend, nach einigen Seiten ist man jedoch voll im Geschehen. Da die ersten Seiten über Gefallen oder Missfallen eines Buches entscheiden, hat sich Iny Lorentz darauf verstanden, den Leser sofort in den Bann der Spannung zu ziehen.
Außer einigen Blessuren von groben Freiern, übersteht die Protagonistin viele Seiten des Buches. Die Gefahren von Geschlechtskrankheiten oder ungewollten Schwangerschaften dürften im Mittelalter eine große Rolle gespielt haben, werden aber in dem Roman völlig ausgespart. Das Fehlen dieser Faktoren stört den Handlungsablauf in keiner Weise, die Autorin ist es auch so gelungen die Geschichte glaubhaft darzustellen. Vielleicht hätte man auf diese Weise noch manche spannende Phase einbauen können. Überraschend war, dass der Jugendfreund Michel, der Marie nach der Vertreibung folgte erst ziemlich zum Ende des Buches wieder in die Handlung aufgenommen wird.

Vorgeschlagen von Edelgard Kleefisch [Profil]
veröffentlicht am 25. Oktober 2006

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