Der Beginn des neuen Bandes knüpft unmittelbar direkt an die Katastrophe in
GERMANIA an:
Anake Tagawa und Cyberjohn Five haben den WORLD-MARKET-Boss Michael Moses
wohlbehalten in seinem Wohnsitz Hawkwind auf den Malediven bei seiner Ehefrau
Elenoré abgeliefert.
Die beiden TITAN-Mitglieder verweilen noch etwas in der exotisch-anmutenden
Anlage, als die Ökoterroristen ihre nächste Attacke auf Moses starten.
Ein gigantischer Krake taucht aus den Fluten des Meeres vor der Anlage auf und
nimmt Kurs auf Hawkwind. Doch Moses hat auch an diesem Ort einige
Sicherheitskräfte stationiert, mit seinen Kampfgleitern attackiert er das
Monstrum. Ein wilder Kampf entbrennt ...
"Und jetzt noch einmal mit Gefühl ..." - diesmal das einleitende
Zitat zu diesem Band. Um diesem Ausspruch seine Bedeutung abzugewinnen, müssen
wir die Handlung um einige Lichtjahre tiefer in den Weltraum versetzen, weit weg
von der Erde. Genauer in MI13 im Sternenbild des Herkules, wo wir auf die
dreiköpfige Crew des Prospektorenschiffs WALLENSTEIN treffen. Sebastian
Blenkov, Ceccyl Céraderon und David Eichmond sind auf ihrer Suche nach
Energierohstoffen in eine sehr missliche Lage geraten.
Von dem Volk der Cadschiden wurden sie zu deren Heimatplaneten entführt, hier
quält man sie mit gedanklichen Attacken, die ihnen ziemlich zusetzen. Diese
einäugigen Wesen mit den großen runden Köpfen können jedoch nur auf diese
Weise über das Bewusstsein mit den Menschen kommunizieren, eine reine
Gewohnheitssache, wie sich mit der Zeit herausstellt.
Die drei erfahren durch das Regierungsmitglied Fulgar von dem Grund ihrer
Entführung: die Cadschiden empfinden keinerlei Gefühle mehr, obwohl ihnen das
in der Vergangenheit wohl einmal möglich gewesen ist. Von den
emotionsgesättigten Menschen erhoffen sie, dass diese den so genannten Lariod
ausfindig machen werden. Dieser verschollene Erlöser entstammt zwar ebenfalls
dem Volk dieser gefühllosen Aliens, er könnte ihnen aber wieder die Fähigkeit
zurückgeben, Gefühle zu entwickeln.
Eine eigentlich unlösbar scheinende Aufgabe für die drei Prospektoren.
Bei einigen Nachforschungen auf dem Planeten Cadschid entdecken sie nebst einer
äußerst mysteriösen Aufzuchtsstation (die noch unfertigen Cadschiden werden
hier von seltsamen Maschinen betreut / dieses von Marcel Barthel sehr
atmosphärisch umgesetzte Bild kann man in dem Band und auf dem Buchrücken
bewundern) auch einen weiteren Angehörigen der Regierung. Dorlog spielt ein
doppeltes Spiel, denn er gehört der Gruppe der Emorebs (Emotionsrebellen) an.
Dies sind Cadschiden, die noch über einen Restbestand Gefühle verfügen.
Aufgrund dieser Tatsache der Unvollkommenheit werden sie von ihren gefühllosen
Artgenossen gnadenlos gejagt, um ihnen diese Fähigkeit auf brutalste Weise zu
entreißen
Auch Dorlog baut auf die Mithilfe der Menschen.
Den Crew-Mitgliedern der WALLENSTEIN gelingt es letztendlich, die SPACE-POLICE
auf der Erde über ihre missliche Lage zu informieren. Ein Polizeischiff trifft
wenig später zu ihrer Rettung ein. Man will mit den Cadschiden verhandeln, doch
diese haben zufällig eine Möglichkeit gefunden, den Gefühlen der Menschen
habhaft zu werden. Mithilfe eines seltsamen Kristalls können sie bei der
Berührung des Opfers die Gefühle in sich aufsaugen, nur dass der Betroffene
dadurch zu einer emotionslosen Hülle verkommt - für einen Menschen fast schon
sein Todesurteil. Diese Möglichkeit der Gefühls-Gewinnung weckt die Gier der
Cadschiden, der Lariod ist vergessen.
Eine ganze Heerschar der Ausserirdischen fällt über das Raumschiff der
SPACE-POLICE her. Es kommt zu einer brutalen Auseinandersetzung in dessen
Wirren, die WALLENSTEIN unbemerkt ihre Heimreise zur Erde antreten kann.
Nach der ganzen Gefühlsdusselei lassen sich auch Sebastian und Ceccyl etwas von
ihren aufkommenden Emotionen überrollen. Damit vertreiben sie sich ein wenig
die Zeit in Sebastians Kabine, was David ziemlich gegen den Strich geht.
Seltsamerweise wird dem Prospektorenschiff die Einreise auf TERRA verwehrt. Sie
müssen auf LUNA zwischenlanden, denn angeblich ist bereits schon ein
baugleicher Gleiter mit dem Namen WALLENSTEIN auf der Erde gelandet.
Eiskalt fällt der Crew ein, dass die Cadschiden-Raumschiffe die Fähigkeit
haben, ihr Aussehen beliebig zu ändern. Sie sehen eine schreckliche Gefahr auf
die Menschheit zukommen ...
Fazit
Nach dem apokalyptischen Katastrophenszenario im vorangegangenen Band komponiert
S.H.A. Parzzival eine klassische aber auch gleichzeitig originelle und düstere
Space Opera. Diesmal versetzt uns dieses "Sternenabenteuer"
tatsächlich in ein anderes Sternensystem und wir werden mit waschechten Aliens
bzw. deren recht innovativen Eigenarten konfrontiert. Zuguterletzt bleibt dann
auch die drohende Invasion nicht aus.
Die Hauptprotagonisten sind diesmal nicht unsere wohlbekannte Shalyn (ist sie
tatsächlich gestorben?) und ihre Kameraden von der TITAN, sondern ein recht
sympathisch anmutendes Trio. Da haben wir den reifen, erfahrenen und schon etwas
ins Alter gekommenen Eigner, dann den übermütigen Frischling, der noch seine
Grenzen erforschen muss bzw. sich für einen Gewinnertypen hält und
letztendlich die junge, ansehnliche Weiblichkeit, die auf keinem anständigen
Raumschiff fehlen darf.
Diese drei durchleben ungewollt ein dramatisches Abenteuer in einer unbekannten
Welt, entdecken aber auch sich selbst und die jeweiligen Sympathien oder
Antipathien zu ihren Crew-Kameraden.
Die ausserirdischen Wesen hingegen wirken naiv, fast schon unschuldig, aber
gerade ihre Naivität macht sie so unberechenbar und beängstigend.
Nebst dem oben erwähnten Bild hat Marcel Barthel noch eine sehr stimmungsvolle
Darstellung zu einer der Sicherheitsplattformen vor der Moses’ Hawkwind
umgesetzt. Auf dem Cover sehen wir eine ebenfalls sehr atmosphärische Szenerie,
die so aber erst im Folgeband zu lesen ist: die Invasion auf ein kleines
Bergdorf.
Insgesamt haben wir hier eine spannende eigenständige Geschichte, die sich dann
geschickt in den gesamten Zyklus einschmiegt.
Der Weg zum mysteriösen HIMBEERTOD ist somit geebnet ...
Vorgeschlagen von Bjoern
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veröffentlicht am 10. September 2006 2006-09-10 18:32:51