Günter Grass knüpft mit diesem 2002 erschienen Werk thematisch an die Danziger
Trilogie (Die Blechtrommel, Hundejahre, Katz und Maus)an.
In den Mittelpunkt dieses Kurzromanes (der meines Erachtens streng genommen
keine Novelle ist, da er mehrere Höhepunkte in der Handlung enthält) steht das
Datum des 30. Januars. An diesem Tag wird 1895 Wilhelm Gustloff geboren, der
später in der Schweizer NSDAP aufsteigt und 1936 von dem Juden David
Frankfurter ermordet wird. Am 30. Januar 1933 erfolgt die Machtübernahme der
Nationalsozialisten in Deutschland. Am 30. Januar 1945 schließlich - kurz vor
Kriegsende - wird das Schiff, welches nach dem ermordeten Gustloff benannt wurde
(und nicht wie geplant auf Hitler) von einem russischen U-Boot versenkt.
Erzählt wird diese schicksalhafte Verstrickung dieser Ereignisse vom
Journalisten Paul Pokriefe, der - wie aus "Hundejahre" bekannt - auf
diesem Schiff geboren worden ist und einen Artikel über diese Katastrophe
schreiben soll.
In einem ersten Handlungsstrang werden die Biographien Gustloffs und
Frankfurters beschrieben. Auf einer zweiten erzählerischen Ebene wird der
Untergang der "Gustloff" mit den Biographien ihrer Kapitäne sowie des
sowjetischen U-Boot-Kommandanten, der das Schiff 1945 versenkte, verknüpft.
Diese Handlungsstränge werden mit der journalistischen Internet-Recherche des
fiktiven Ich-Erzählers, des Journalisten Paul Pokriefke, miteinander
verbunden.
Ich muss ganz deutlich sagen: ich habe mich durch dieses Buch
"durchgequält." Die miteinander verbundenen Erzählstränge
erscheinen mir gekünstelt. Die Sprache ist beinahe "verquast" und
wenn - wie das "Buch der tausend Bücher" von Harenberg bilanziert:
"Einige Rezensenten bemängelten jedoch eine angestrengte, gekünstelte
Erzählerkonzeption sowie den kolportagehaften Schluss", so kann ich mich
diesem Urteil (leider) nur anschließen.
Fazit
Kurz: es gibt literarisch eindeutig gelungenere Kriegsberichte, etwa die
Tagebücher von Kempowski und anderen. Ich hatte das Gefühl: wo bleibt der
"Wald" vor lauter Bäumen? Ich konnte ihn - obwohl das Buch ja
lediglich 216 Seiten umfasst - leider nicht erkennen. Schade. Für mich war die
Lektüre eine vertane Zeit.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 30. August 2006 2006-08-30 22:15:59