Ich möchte in dieser Rezension gleich mit der "Tür ins Haus" fallen.
Christoph Wortbergs Roman: "Die Farbe der Angst" ist eindrucksvollste
Krimi, den ich in den letzten Jahren gelesen habe. Er geht buchstäblich unter
die Haut. Erschienen ist er in der - von allen Fachzeitschriften zu recht
hochgelobten Reihe: "Labyrinthe Krimis" aus dem Thienemann-Verlag, dem
das Verdienst gebührt, diese Reihe erstklassiger Jugendkrimis herausgebracht zu
haben. Maren Bonacker hat in der Juni-Ausgabe der Fachzeitschrift:
"Bulletin und Literatur" vermerkt: "Die Labyrinthe-Krimis bei
Thienemann überzeugen zwar insgesamt durch ihre Spannung und ihre Qualität -
doch Christoph Wortberg gelingt es mit Die Farbe der Angst, diese anderen Titel
dieser erstklassigen Reihe noch zu toppen."
Völlig richtig. Der Jugendliche Marc zieht mit seinen Eltern nach Wolfsburg,
weil der Vater dorthin versetzt wurde. Eines Tages stirbt sein Mitschüler Felix
- er wurde erwürgt. Auf seiner Leiche findet sich ein Tagebuch. Hierin
beschreibt das Opfer, wie er lange von drei gleichaltrigen Jugendlichen gequält
wird - denn sie wollen ihn, den "Außenseiter" nicht in ihrer Gruppe
dulden. Um dort dennoch aufgenommen zu werden, tut er alles, was sie von ihm
verlangen. Bis es zur Katastrophe kommt...
Das Buch - aus Sicht von Marc beschrieben - wechselt kapitelweise die
Perspektive: ein Kapitel beschreibt die Verhöre durch die Kommissarin, die Marc
mit den grausigen Details des Verbrechens konfrontiert, da sie ihn und seine
Mitschüler Heiko und Tobias der Tat verdächtigt. Unbarmherzig liest sie ihm
aus dem Tagebuch vor, um ihn zu überführen. Ob ihr dies gelingt? Die anderen
Kapitel beschäftigen sich mit dem Alltagsleben von Marc, den - nicht guten -
Beziehungen zu seinem Vater, der seine Mutter betrügt, den Beziehungen zu
seinen Mitschülern und zu einer früheren Freundin. Ob sich daraus ein Motiv
für die Tat ableiten lässt?
"Spannung pur" kann man wirklich sagen. Die Spannung wird immer weiter
hochgetrieben, die Kunst des "Suspense" beherrscht der Autor, der auch
Drehbücher schreibt, geradezu perfekt. Auch die Charaktere sind plastisch und
authentisch gezeichnet.
Doch brilliant wird der Krimi durch ein völlig überraschendes Ende. Dem Leser
wird ein entscheidendes Detail der Tat bis zum Schluss vorenthalten - und
dadurch erst wird die ganze Handlung absolut glaubwürdig.
Fazit
Mich hat das Buch nicht nur nicht mehr losgelassen - es handelt sich um den
spannendsten und besten Kriminalroman, den ich seit langer Zeit gelesen habe.
Meines Erachtens in der Tat der bislang qualitativ beste Titel dieser
erstklassigen Krimireihe. Unbedingt lesenswert!
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
[Profil]
veröffentlicht am 17. Juni 2006 2006-06-17 22:23:47