Der größte Traum der Gottesanbeterin Saha ist es, die fünf Ebenen der
Regenbogen-Welt, die sich über die verwaiste Erde wölbt, zu erkunden. Doch
ihre Freunde, ebenfalls Angehörige des Insektenvolkes und anderer
Tiergemeinschaften stehen dieser Idee eher skeptisch gegenüber, sehr zum
Verdruss der abenteuerlustigen Saha. Schließlich gelingt es der jungen
Gottesanbeterin, mit Hilfe der weisen Eule Uhura, ihre Gefährten zu
überzeugen. Von der alten Heuschrecke Iman erhält Saha einige Artefakte, die
ihr auf dem langen beschwerlichen Weg helfen sollen und so machen sich Saha, ihr
Gefährte, die Libelle Ishtar, die Eule Uhura, die Schlange Kasur, der Käfer
Tuc, das Eichhörnchen Hazee, die Fledermaus Jabani, die Riesenameise Shirkan
und Sahas beste Freundin, der Schmetterling Barb auf den Weg in unbekannte
Welten.
Auf ihren gefahrvollen Reisen schließen sich der Gemeinschaft eine Menge neuer
Freunde an und in mörderischen Gefahren muss sich die Freundschaft und der
Zusammenhalt der unterschiedlichen Charaktere mehr als einmal beweisen. Dabei
stoßen Saha und ihre Kameraden auf Relikte der ersten Menschen, die sich selbst
und die Erde zerstört haben. Und bald wird Saha die gesamte Wahrheit offenbar,
denn langsam beginnt sich die Gottesanbeterin zu verwandeln. Sie bekommt Hände
mit fünf Fingern und wird zu einem Menschen, der zur zweiten Rasse gehört.
Doch bevor sie mit ihren Gefährten die Erde neu bevölkern kann muss sie die
fünfte Ebene der Regenbogen-Welt erreichen. Und bis dahin ist es ein
beschwerlicher Weg, auf dem weitere tödliche Gefahren lauern...
Mit diesem Buch gelingt der Autorin Alisha Bionda ein durchaus gewagtes
Experiment; entfernt sich "Regenbogen-Welt" doch sehr von der
herkömmlichen Fantasy-Literatur. Beim Lesen der ersten Zeilen ist man noch
geneigt den Band einem jüngeren Publikum zuzusprechen, aber schon bald muss man
diesen Eindruck revidieren, denn obgleich die Figuren einen sehr lebenslustigen
Humor an den Tag legen, sind die Abenteuer die sie bestehen müssen nicht immer
leicht zu verdauen. Zumal auch der eine oder andere Mitstreiter sein Leben für
das Wohl der Anderen lassen muss.
Geschickt verbindet Alisha Bionda einen Mythos der Navajo-Indianer und schreibt
eine Schöpfungsgeschichte, die es so noch nicht gegeben hat. Bemerkenswert ist
die gewissenhafte Recherche, die man besonders bei den historischen Ereignissen
um die spanische Besatzung der Azteken den Zeilen anmerkt.
Mancher Leser mag sich nicht anfreunden mit der Tatsache, dass sprechende
Insekten auch Attribute von Säugetieren haben, allerdings sollte man bedenken,
dass dieses Buch in die Kategorie "Fantasy" gehört und selbige
vorhanden sein muss, um Spaß an dem Buch zu haben. Immerhin handelt es sich
nicht um eine wissenschaftliche Abhandlung über Kerbtiere.
Dafür ist das Buch in philosophischer Hinsicht umso wertvoller, denn so
beschwingt und dennoch einfühlsam
hat man den Wert echter Freundschaft selten dargestellt.
Zu erwähnen seien noch die verträumten, teils kindlich, naiv anmutenden
Illustrationen von Barbara Emek, die immer hervorragend zu den einzelnen
Kapiteln passen.
Freunde alternativer, gut recherchierter Fantasy-Märchen sind hier genau
richtig.
Fazit
Ein flüssig und gut lesbares Buch, mit moralischer Botschaft über Freundschaft
und Liebe. Zugleich eine Schöpfungsgeschichte, die eng verbunden ist mit einem
Mythos der Navajo-Indianer.
Vorgeschlagen von Florian Hilleberg
[Profil]
veröffentlicht am 09. Juni 2006 2006-06-09 13:21:27