Bei Heidrun-Auro Brenjos Erstlingswerk "Marvin Hai & Lilli - Auf der Suche
nach Spanien" ist es wie bei vielen jungen Autoren. Der Anstoss zu diesem
Buch kam aus dem nächsten Umfeld der Autorin, nämlich von Tochter Susan, die
eines Tages, vor vielen Jahren, einen angezogenen Fisch mit Hosenträgern malte,
der in einer wunderbaren Unterwasserwelt lebte. Heidrun-Auro Brenjo sah das
Bild, verliebte sich in den drolligen kleinen Kerl und gab ihm den Namen
"Marvin Hai". Und schon war die Idee zu einer Kindergeschichte
geboren.
Nun dauerte es aber noch einige Jahre, bis sie tatsächlich aufgeschrieben
wurde. Natürlich erzählte die Autorin immer wieder Kindern aus ihrer Umgebung
von dem Fisch, der so ganz anders ist als andere Fische. Sie stieß auf
Begeisterung, was ihr Mut machte, das Buch tatsächlich zu verlegen.
"Marvin Hai" hatte also schon so einiges erlebt, bis er tatsächlich
druckfrisch auf dem Tisch lag.
Im ersten Band "Auf der Suche nach Spanien" erzählt die Autorin, wie
sich Lilli, das Menschenmädchen, und Marvin, der Hai, kennen lernen und es
ihnen möglich ist, von der einen Welt in die andere zu kommen. Beide drücken
Sorgen: Lilli soll nach den Ferien in der Schule von ihrem Urlaub berichten!
Aber wie es scheint, verreist sie doch gar nicht mit ihrer Mutter und den
Geschwistern, denn dafür ist kein Geld da, seit Papa eine neue Freundin hat und
nicht mehr bei der Familie lebt. Und wo ist eigentlich Spanien?
Marvin dagegen hat mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Bei einem lauten
Streit seiner Eltern hat er erfahren, dass er einen zwei Jahre jüngeren Bruder
hat. Doch der lebt ja gar nicht gemeinsam mit der Familie! Denn er ist anders!
Er hat gar keine Arme und Beine wie Marvin Hai und seine Eltern, sondern
Flossen, und lebt deshalb in einem Heim.
Gemeinsam brechen Lilli und Marvin nun auf. Sie wollen sich nicht unterkriegen
lassen und ihre Probleme gemeinsam meistern.
Besonders wichtig sind die Themen, die die Dortmunder Autorin und Künstlerin
Heidrun-Auro Brenjo in ihrem Buch aufgreift. Es ist eben nicht immer die heile
Welt, in der Kinder leben, sondern eine Welt, die auch ihre Probleme birgt -
besonders dann, wenn Eltern sich trennen oder mit dem Thema Behinderung und
Krankheit konfrontiert werden. Dann ist es eben auch ein Problem, mit dem sich
Kinder beschäftigen müssen.
Hinzu kommt, dass Lilli sich in der Tristesse ihres Alltags eine Fantasiewelt
schafft, um die Armut und die Verantwortung, die sie als Siebenjährige schon
für ihre Geschwister trägt, einmal für kurze Zeit zu vergessen. Wie in einem
Buch blättert sie in ihren Gedanken und schafft durch eine große Muschel den
Kontakt zu jener Welt, in der Marvin Hai wohnt.
Fazit
Wer sich zunächst ein Bild von dem Buch machen möchte, der kann ein wenig auf
der Internetseite www.marvin-hai.de stöbern. Dort findet er eine Leseprobe,
eine Zusammenfassung des Textes sowie, was sehr zu empfehlen ist, eine Hörprobe
des Buches. Heidrun-Auro Brenjo, die auch Songs für ihre Band
"Symbioose" schreibt, arbeitet derzeit inzwischen bereits an dem
dritten Band der Marvin Hai-Reihe. Die Illustrationen und die Umschlaggestaltung
stammen von Tochter Susan Brenjo und Daniel Krone.
Vorgeschlagen von Martina Meier
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veröffentlicht am 31. Mai 2006 2006-05-31 20:48:01