Acht Erzählungen des japanischen Krmiautors Edogawa Rampo.
Zwei Versehrte: Diese Geschichte handelt von der Leidensgeschichte eines Mannes,
der in einen Zustand des Schlafwandelns einen Mord begangen hat. Doch seine
Erzählung gibt seinen Gesprächspartner einige Rätsel auf.
Zwillinge: Ein Mann ermordet seinen Zwillingsbruder, um dann seinen Platz als
wohlhabender Ehemann einzunehmen. Da er von verschwenderischer Natur ist, ist
das Vermögen schnell ausgegeben und er ermordet bei dem Versuch Geld zu
stehlen, einen Freund. Dabei unterläuft ihm ein Fehler.
Der psychologische Test: Ein Student ermordet eine alte Dame, um Geld für
Studiengebühren aufzubringen. Er verhält sich dabei sehr geschickt, doch hat
er die Rechnung ohne Detektiv Akechi Kogoro gemacht.
Das Rote Zimmer: Im roten Zimmer treffen sich Leute, die sich in ihrem Leben
langweilen. Sie schauen sich dort heimlich Hinrichtungen an oder erzählen sich
aufregende Geschichten, um für ein paar Minuten ihren langweiligen Alltag zu
vergessen. Das neuste Mitglied Herr T. erzählt scheinbar eine unglaubliche
Geschichte.
Der Sesselmann: Eine berühmte Schriftstellerin bekommt einen manuskriptartigen
Brief, indem ihr ein ein wohl unsagbar häßlicher Möbeltischler eine
unglaubliche Geschichte schreibt, die für sie einige Überraschungen birgt.
Spiegelhölle: In dieser Geschichte berichtet ein Mann, wie sein bester Freund,
der begeistert von Spiegeln ist, dem Wahnsinn verfällt.
Die Raupe: Eine Frau kümmert sich schon seit 3 Jahren um ihren im Krieg
verstümmelten Mann, dem sämtliche Gliedmaßen, sowie der Sprech-, Hör- und
Riechsinn fehlen. Trotz der Last, die ihr Mann in diesem Zustand für sie
darstellt, genießt sie ihre Macht über ihm. Doch eines Tages eskaliert die
Situation.
Auf der Klippe: Ein Mann und eine Frau erzählen sich eine Geschichte aus ihrer
Vergangenheit. Dort hat die Frau ihren Exmann aus Notwehr umgebracht, als dieser
sie auf Grund ihres Reichtums versucht umzubringen. Doch ist nicht alles so, wie
es scheint.
Fazit
Wer bei diesem Buch tatsächliche Kriminalgeschichten erwartet, wie es zumindest
in den Inhaltsangaben, die man sonst überall im Internet findet, versprochen
wird, wird wie ich auf jeden Fall enttäuscht werden. Bis auf vier Geschichten
hat wohl keine den Titel "Detektivgeschichte" wie es im Einband steht,
verdient. Ich meine, was hat ein Mann, der sich in einen Sessel versteckt oder
eine Frau, die einen völlig entstellten Invaliden als Mann hat, mit einem
Kriminalfall zu tun? Herzlich wenig, wenn kein Verbrechen in dem Zusammenhang
passiert. Edogawas Erzählstil, sowie der Aufbau der Geschichten, erinnern stark
an Edgar Allan Poe. Dies ist mir sofort beim Lesen aufgefallen. Erst danach hab
ich mir den Einband des Buches durchgelesen und tatsächlich war Edgar Allen Poe
das Vorbild dieses Autors. Zwar lese ich die Geschichten von Poe ziemlich gerne,
trotzdem finde ich, ist die Tatsache, dass sich Rampo an ihm so stark orientiert
hat, auch ein großer Kritikpunkt seiner Erzählungen. Ich persönlich lese es
lieber, wenn Autoren ihren eigenen Erzählstil entwickeln, anstatt ein Vorbild
zu imitieren. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Spannung, die meiner Meinung nach
etwas zu kurz kommt. Wirklich überraschende Wendungen gibt es kaum und es wird
schon im Vorfeld der Geschichten (zumindest in den meisten) erwähnt, wer der
Mörder ist. Das ist natürlich nur meine subjektive Meinung, aber ich mag es
lieber, wenn man während des Lesens selbst grübeln muss, wer nun die Tat
verübt hat. Trotzdem war das Buch in keinster Weise unlesenswert. Die
Geschichten, obwohl sie so phantastisch sind, wirken realistisch (bis auf die
Geschichte "Das Rote Zimmer" Die Strategien des "Mörders",
sowie die Tatsache, warum er zum Mörder wurde, waren so unüberzeugend), sind
kreativ und lassen dem Leser ab und zu einen Schauer über den Rücken laufen.
Wenn es tatsächlich einen Mord gegeben hat, werden diese in Sherlock Holmes
Manier aufgeklärt. Ich würde diesem Buch mindestens 6 von 10 Sternen geben.
Ich denke, dass Edogawa Rampo nicht umsonst als Vater des Krimi Genres in Japan
gepriesen wird, doch ist einfach die Auswahl der Geschichten, die uns hier als
Kriminalgeschichten verkauft werden sollen, unpassend und daher für manche
Leser wie mich enttäuschend. Im Internet habe ich gelesen, dass Edogawa noch
weitere Geschichten mit seinen Meisterdetektiv Akechi Kogoro geschrieben hat.
Wären diese Geschichte in diesem Buch aufgetaucht, wäre ich wohl begeistert
gewesen.
Vorgeschlagen von Stefanie
[Profil]
veröffentlicht am 06. Mai 2006 2006-05-06 16:53:59