Wann vergeht schon einmal ein Tag ohne dass man auch nur ein einziges Mal über
etwas gejammert hat? Äußerst selten, denn es gibt einfach viel zu viele Dinge,
die einem einen Anlass zum Jammern und Klagen geben, wie z.B. das Wetter, wobei
dieses erstaunlicherweise keinen Eingang in das Buch "Enzyklopädie der
Alltagsqualen" von Hannes Stein gefunden hat. Ansonsten findet man hier
aber eine Menge größerer und kleinerer Alltagsübel versammelt und treffsicher
analysiert:
Die Beschreibung des Übeltäters "Heuschnupfen" trifft genau zu. Beim
Lesen diesen Kapitels fängt es beinahe schon an in Rachen, Ohren und Augen zu
jucken und dabei ist doch noch gar keine Heuschnupfenzeit. Auch das Kapitel
über Kinder, die einen manchmal ja ziemlich nerven können, ist äußerst
amüsant, auch wenn ich sauer wäre, wenn mein Freund, von dem ich mir
schließlich mal Kinder wünsche, solche Äußerungen über Kinder machen
würde. Nach der Lektüre des Kapitels "Nachbarn" habe ich
Überlegungen zu meinen eigenen Nachbarn angestellt. In welche Kategorie passen
sie? Kleinliche Spießer, peinliche Barbaren, gefährliche Irre oder stille
Selbstmörder? Das Verhalten von frischverliebten Pärchen kann wirklich Grund
zur Aufregung sein, insbesondere, wenn man selber Single ist, und wer ist nicht
schon einmal in die nächste Hecke geflüchtet in dem Versuch einem Radfahrer
auszuweichen? Über den Sommer wird gejammert, weil es zu heiß ist und man sich
nicht konzentrieren kann, aber der graue und kalte Winter ist einem natürlich
auch nicht recht. Und wie oft stand ich selbst schon fluchend vor einem
Kopierer, weil wieder einmal ein rotes Lämpchen blinkte und der Display mir
Papierstau meldete und auch dass der Buchstabe "y" in der deutschen
Sprache völlig überflüssig ist, kann ich aus Scrabble-Erfahrung nur
bestätigen.
Weitere Kapitel handeln u.a. über das Älterwerden, das Aufstehen, die Deutsche
Bahn, Elternabend, Computer, Gebrauchsanweisungen, Spam, Urlaub, Vollkornbrot,
Ikea- Haken, Drehtüren, Klarinettenvorspiel, Michael Moore und natürlich fehlt
auch ein Kapitel über das Jammern selbst nicht. Außerdem gibt es eine
Abhandlung über den Hass, die Rache, den Neid und die Liebe.
Ich könnte hier mit Aufzählungen und Beispielen aus dem Buch noch eine
Ewigkeit weiter machen, denn es gibt eine Menge lustiger Stellen, die man am
liebsten sofort jemanden zitieren würde (z.B. "'Besteht ein Personalrat
aus einer Person, erübrigt sich die Trennung nach Geschlechtern.' (Information
des Deutschen Lehererverbandes Hessen) aus dem Artikel über Behördendeutsch).
Es trifft einfach so vieles tatsächlich zu und man findet sich selbst an vielen
Stellen wieder. Neben dem witzigen Stil und der genauen Beobachtungsgabe des
Autors macht auch sein geschichtliches, kulturells sowie biblisches Wissen einen
großen Teil der Qualität des Buches aus.
Fazit
Dieses Buch ist einfach für jeden zu empfehlen. Hannes Stein hat es geschafft,
den Alltag auf amüsante Weise zu analysieren, so dass jeder, der auch einmal
über sich selbst lachen kann, viel bekanntes und erheiterndes in dem Buch
wiederfinden wird.
Rezension erstveröffentlicht bei www.juleiqua.de
Vorgeschlagen von Miriam
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veröffentlicht am 02. Mai 2006 2006-05-02 20:02:04