Alain Demurger hat bereits eine Geschichte der Templer vorgelegt. Nun legt er
eine lesenswerte Biographie des letzten Großmeisters der Templer, Jacques de
Molay, vor und analysiert anhand seines Schicksals den Untergang der Templer,
die der Machtgier des französischen Königs Philips IV. im Wege standen.
Ich habe mich durch die Lektüre von Maurice Druons: "Der Fluch aus den
Flammen" für das Schicksal der Templer interessiert und muss sagen,
Demurger ist - auch durch seine frühere Publikation: "Die Templer"
der Experte auf diesem Gebiet. Der französische König Philipp IV. wollte mit
seinen Ratgebern, den sogenannten "Legisten" einen starken Staat mit
einheitlicher Münzverwaltung und Armee aufbauen. Dafür brauchte er dringend
Geld. Dieses besaßen die Templer, die allerdings durch Korruption und Affairen
geschwächt waren. Der französische König setzte seine Interessen als kühler
Machtpolitiker gegen Kirche und Templerorden durch. Den Nachfolger des von ihm
abgesetzten Papstes, Bonifaz VIII., Clemens V., ließ er nach Avignion bringen
und brachte so die Kirche in seine Abhängigkeit. Auch der Papst stimmte der
Vernichtung der Templer zu. 1308 schlägt der König zu und setzt die Templer
einschließlich des Großmeisters gefangen. 6 Jahre lang muss Jacques de Molay
in Kerkern schmachten, bevor er 1314 mehrerer fingierter Verbrechen angeklagt
wird. Aufgrund von barbarischen Foltern zu Geständnissen erpresst, wird er zu
lebenslanger Haft verurteilt. Doch als das Urteil verkündet wird, widerruft er
sein erzwungenes Geständnis. Philipp IV. beschließt daraufhin, dass er am
selben Abend verbrannt werden sollte. Jacques de Molay, der nach einer Sage
König und Papst in den Flammen verflucht haben soll (beide starben noch im
selben Jahr 1314) war - wie Demurger treffend aufzeigt - eine tragische Gestalt
und der Machtpolitik des Königs nicht gewachsen. Die Zeit der Templer und damit
auch des Mittelalters, lief ab. Zentralisation der Staatsgewalt unter einen
Monarchen ohne Duldung weiterer Machtzentren war das - machiavellistische -
frühe Prinzip des französischen Königs, der um dieses Machtanspruchs willen
mit der Kirche und den Templern aneinandergeriet und diese als rivalisierendes
Machtzentrum vernichtete.
Dies zeigt Demurgers spannende Darstellung auf. Zwar zeigt Demurger, dass die
angebliche Verfluchung des Königs und des Papstes in den Bereich der Legende
gehört und historisch nicht nachweisbar ist. Der - schon bei Druon packend -
beschriebene Konflikt zwischen Templern und französischer Krone wird allerdings
packend dargestellt, Jacques de Molay als tragische Gestalt gewürdigt.
Fazit
Ein sehr gut geschriebenes, quellennahes Buch des "Kenners" der
Materie. Für Interessierte des Mittelalters und der unruhigen Epoche des
frühen 14. Jahrhunderts, welches Barbara Tuchman als "fernen Spiegel"
bezeichnet hat, eine wahre Fundgrube. Interessant ist das Buch auch für Leser
des spannenden historischen Romans: "Der Fluch aus den Flammen" von
Maurice Druon.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 09. Oktober 2004 2004-10-09 21:25:12