Nach der Lektüre eines Buches mit dem Titel "Rezension und Kritik"
sollte die daran anschließende Rezension sich wohl an den Ansprüchen einer
guten Kritik messen lassen. Ansonsten versteht entweder der Rezensent sein
Handwerk nicht oder das Buch bringt sein Anliegen nicht richtig herüber.
In diesem Fall kann ich mich jedoch damit herausreden, dass es sich bei dem mir
vorliegenden Buch um ein Sachbuch handelt, welches in dem ansonsten
umfangreichen Praxisteil ebenso wie die Spielekritik leider keine
Berücksichtigung findet. Und diese Ausrede ist sicherlich nötig, denn die
Schuld an einer schlecht geschriebenen Kritik kann nicht dem Autor bzw. den
Autoren des Buches zugeschrieben werden.
Durchgehend ist das Buch in einer verständlichen Sprache geschrieben, obwohl
man besonders in den ersten Teilen manchmal den Eindruck bekommt, dass sich das
Buch nur an Profischreiber wendet. In einer theoretischen Abhandlung, die jedoch
viele kleine Beispiele beinhaltet, wird sich dem Begriff der Kunst bzw. des
Kunstwerkes sowie der Kunstkritik genährt. Auch wenn sich dieser Teil gut lesen
lässt und man spürt, dass der Autor Edmund Schalkowski, der selbst als
Redakteur bei mehreren Tageszeitungen gearbeitet hat, weiß wovon er schreibt,
so ist die Lektüre teilweise etwas anstrengend und man befürchtet überhaupt
keine praktischen Tipps zum Schreiben zu bekommen. Besonders bei der Abhandlung
über die Merkmale eines Kunstwerkes kann der Hobbyrezensent leicht abgeschreckt
werden. Leicht wird einem das Gefühl vermittelt sich selbst nur mit
"Kitsch" und ähnlichem zu befassen und somit der Aufgabe als
Rezensent nicht zu genügen, doch Kapitel sieben und acht nehmen einem dann
schnell wieder diese Ängste. Hier werden die Bausteine sowie der Aufbau einer
Kunstkritik vorgestellt, was auch für jeden Hobbyrezensenten, egal über
welches Medium er berichtet, eine Hilfe darstellt. Daran schließt der lange
Praxisteil (Kapitel 9 - 22) an, in dem Redakteure verschiedener bekannter
Zeitungen Ratschläge zu bestimmten Genres weitergeben: Sowohl Beiträge zu
Literatur, Theater, Musik und Film als auch zu Architektur, Design, Foto, Tanz
und Kunst sind hier vertreten. Auch hier ist hervorzuheben, dass sich alle
Kapitel, obwohl sie von verschiedenen Autoren geschrieben wurden, sehr gut lesen
lassen. Alle sind verständlich und in einem lockeren Tonfall geschrieben
worden, so dass man Spaß bei der Lektüre hat. Darüber hinaus sind diese
Beiträge für das Schreiben einer Kritik äußerst hilfreich und eignen sich
auch zum Nachschlagen. Hier muss man die Kapitel nicht wie in den ersten Teilen
in der vorgegebenen (alphabetischen) Reihenfolge lesen, sondern kann sich dem
Genre widmen, für das man sich besonders interessiert. Auch wenn es viele
Gemeinsamkeiten der Kapitel in diesem letzten Teil gibt, so unterscheiden sich
die Artikel doch in ein paar Punkten: Einige Autoren gehen besonders auf die
Kriterien einer Kritik ein, während andere ihren Schwerpunkt auf das Verstehen
und die Erarbeitung eines Werks legen. Zur Verständlichkeit der Ausführungen
dienen jeweils viele Beispiele. Leider beinhaltet u.a. das Kapitel zur
Design-Kritik kein Beispiel, was besonders bei diesem Genre, das nicht ganz klar
umrissen ist, hilfreich wäre.
Das Buch verdeutlicht insgesamt, dass es einerseits wichtig ist, sich in dem zu
rezensierenden Medium gut auszukennen und dass es andererseits unverzichtbar ist
verständlich und einfach zu schreiben.
Fazit
Es ist für alle zu empfehlen, die oft Kritiken in einem der vorgestellten Genre
schreiben und gerne ein paar Tipps und Anregungen erhalten möchten - auch für
Hobbyrezensenten, die ihr Geld nicht in erster Linie mit Journalismus verdienen.
Insbesondere der Praxisteil ist hier positiv hervorzuheben.
"Ein Handbuch für journalistische Kritiker: Hier findet man alles von
Geschichte der Kritik über deren Aufbau sowie Tipps zum guten Gelingen. Wer das
Ziel erreichen will, in seiner Kritik klare Position zu beziehen,
unvoreingenommen zu schreiben und nicht ins Bedeutungslose abzurutschen, der
findet hier das richtige Werkzeug dazu. Sehr empfehlenswert!"
www.fortbildung-online.de
Rezension erstveröffentlicht bei www.juleiqua.de
Vorgeschlagen von Miriam
[Profil]
veröffentlicht am 02. Mai 2006 2006-05-02 20:01:20